«Tragt euren Herzensfrieden zu den Menschen, die Zwist bringen», das sagte die Theologin Ruth Mauz an einer Weihnachtsfeier in der Kirche des Kapuzinerklosters Appenzell. Im Mittelpunkt des Anlasses stand die Bitte um Frieden.
Eine Weihnachtsfeier organisierte das Asylzentrum in Appenzell zum ersten Mal. «Derzeit stammt die Mehrheit der bei uns lebenden Flüchtlinge aus Ländern mit christlichem Hintergrund», sagt die Zentrumsleiterin Esther Hörnlimann. Die Feier zwischen Weihnachten und Neujahr wurde gut besucht. Nicht nur von Flüchtlingen, auch viele Einheimische nahmen daran teil.
Zu Beginn führte Esther Hörnlimann aus, dass im Asylzentrum Mettlen und in den angegliederten Unterkünften zurzeit 200 Flüchtlinge leben. Über 130 von ihnen flohen aus der Ukraine. Esther Hörnlimann war es ein grosses Anliegen, auch an die Flüchtlinge aus anderen Brennpunkten der Welt wie Afghanistan, Syrien, Iran, Türkei, Eritrea oder Venezuela zu denken.
Der Kontakt zu Angehörigen werde gerade im Falle der ukrainischen Geflüchteten immer schwieriger, die Mutlosigkeit verstärke sich täglich. Vor allem in diesen Tagen sei die Trennung von Angehörigen schwer zu ertragen, entsprechend wichtig sei es, an Weihnachten zusammenzukommen und einander Zuversicht zuzusprechen.
An dieser Stelle bedankte sich die Zentrumsleiterin bei den hiesigen Freiwilligen, die sich immer wieder engagieren. «Sie ermöglichen es, dass Brücken gebaut werden zwischen Einheimischen und Flüchtlingen.» Erwähnt seien aber auch die engagierten Flüchtlinge, welche sich auf diese Brücken einlassen und den Kontakt schätzen. Gesanglich und musikalisch wirkten an der Feier die Umsinger Böschelibuebe aus Steinegg sowie die Kapelle Keller-Fässler mit.
In deutscher und ukrainischer Sprache wurde gemeinsam gebetet und gesungen. Wo nötig, übersetzte der Dolmetscher Vadym Shustovitskyi die gesprochenen Worte auf Ukrainisch. Das machte er auch beim Input der Theologin Ruth Mauz zur weihnachtlichen Friedensbotschaft. Sie fragte sich, wo denn der Friede ist, der mit der Geburt von Jesus auf die Welt kam. Statt Frieden gebe es viel Streit, Zerstörung und Krieg. Wer im Asylzentrum lebe, wisse, was das bedeutet.
Auf einem Globus zeigte Mauz, wo derzeit Kriege herrschen. Sie zitierte die Worte von Jesus: «Meinen Frieden gebe ich euch!» Es sei offenbar ein anderer Frieden, den er den Menschen geschenkt habe. «Bewahrt den Weihnachtsfrieden, den euch Jesus mit seiner Geburt gegeben hat, in euren Herzen», so die Theologin.
Es gebe Menschen, die überall, wo sie hingehen, Konflikte bringen, Krieg und Zerstörung wollen. Deshalb brauche es dringend Menschen, die ihren Herzensfrieden zu jenen tragen, die Zwist bringen. «Der eine oder andere kann sogar zum Friedensstifter werden, im Kleinen und im Grossen», so Mauz, die ihren Input wie folgt abschloss: «Vielleicht, wenn ihr zurückkehrt in eure Länder, kommt ihr als Friedensstifter – und die Engel werden sich freuen!»
Die Hoffnung auf Frieden wurde mit Fürbitten von Flüchtlingen aus der Ukraine und aus Eritrea ausgedrückt: «Wir wünschen uns nichts sehnlicher als Frieden, führe uns zusammen zu einer grossen Völkerfamilie. Schenke der ganzen Welt ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.»