Immer noch mit Mosliger Dialekt

Sie fühle sich derzeit fast wie in einem Märchen, sagt Irina Bannwart. Sie ist eine Mosnangerin, die auszog, um im Kanton Zürich beruflich Fuss zu fassen und politisch zu pausieren – und die dann zur höchsten Klotnerin gewählt wurde.

Martina Signer
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Hoch über Kloten: Irina Bannwart liebt die 19 000-Seelen-Stadt. Aber Mosnang ist nach wie vor ihre Heimat. (Bilder: Martina Signer)

Hoch über Kloten: Irina Bannwart liebt die 19 000-Seelen-Stadt. Aber Mosnang ist nach wie vor ihre Heimat. (Bilder: Martina Signer)

Frau Bannwart, wie geht es Ihnen so kurz nach der Wahl zur Gemeinderatspräsidentin?

Irina Bannwart: Am Tag nach der Wahl kämpfte ich mit furchtbaren Kopfschmerzen. Mit einem Augenzwinkern wird gesagt, ich hätte bestimmt zu häufig mit meinen Ratskollegen angestossen. Da kann ich aber beruhigen, ich trinke sehr wenig Alkohol. Wahrscheinlich lag es mehr an der nachlassenden Aufregung. Ich hätte nie gedacht, dass ich so kurze Zeit nach meinem Wohnortwechsel gleich zur Präsidentin des Gemeinderats Kloten gewählt werden würde.

Was sind Ihre Aufgaben im Gemeinderat?

Bannwart: Ich habe die Leitung und Verantwortung über die Ratssitzungen. Bei Stichentscheiden ist meine Stimme matchentscheidend. Das passiert aber eher selten. Einen Wermutstropfen hat das Präsidium aber: Ich darf mich als Präsidentin nicht in die Diskussion um einzelne Geschäfte einbringen. Dies obliegt den anderen Ratsmitgliedern. Als Präsidentin und auch schon als Vizepräsidentin musste ich mich daran gewöhnen.

In Mosnang steht die Wahl eines neuen Gemeindepräsidenten an. Haben Sie sich überlegt, sich aufstellen zu lassen?

Bannwart: Das ist mir natürlich nicht entgangen. Aber zum jetzigen Zeitpunkt kommt es nicht in Frage. Ich will zuerst hier im Zürcher Unterland meine politischen Erfahrungen sammeln. Vielleicht beim nächsten Mal, wer weiss…

Sie hängen also nach wie vor an Mosnang?

Bannwart: Auf jeden Fall. Nach Mosnang zu ziehen – und das müsste ich als dortige Gemeindepräsidentin – ist momentan aus beruflichen Gründen leider nicht möglich. Aber ich besuche das Toggenburg regelmässig und es prangt ein riesengrosser Toggenburg-Aufkleber an meinem Auto.

Sind Sie die einzige Toggenburgerin im Gemeinderat?

Bannwart: Ein Kollege hat ein Ferienhaus im Toggenburg. Ich bin also mit meiner Liebe zum Toggenburg nicht ganz allein. Und die restlichen Ratskollegen haben übrigens schon Witze gemacht, sie bräuchten für mein Präsidialjahr einen Simultandolmetscher vom Mosliger Dialekt ins Zürideutsch. Ganz ablegen werde ich meinen Mosnanger Akzent wohl nie.

Wie lange wohnen Sie denn bereits im Zürcher Unterland?

Bannwart: Seit fünf Jahren. Davor habe ich in Rorschach Logopädie studiert.

Welche Entscheide im Toggenburg stimmen Sie zuversichtlich für die Zukunft?

Bannwart: Dass nun endlich die Umfahrungen in Bütschwil und Wattwil realisiert werden können, ist ein grosser Schritt. Die Anbindung des Toggenburgs an das Unterland wird damit wesentlich verbessert.

Wie sehen denn die Zürcher das Toggenburg?

Bannwart: Wahrscheinlich wird das Toggenburg – wenn überhaupt – als etwas hinterwäldlerisch angesehen. Allenfalls noch als Tourismusregion. Leider orientiert man sich jedoch eher an den grossen Bündner Skiregionen.

Können Sie als junge Frau «vom Land» mit fremdem Dialekt etwas frischen Wind in den Gemeinderat der Flughafenstadt bringen?

Bannwart: Mein Dialekt bringt schon frischen Wind nach Kloten. Ich finde es schön, wie hier junge Menschen in die Politik eingebunden werden. Dafür setze ich mich ein. Es gibt wenige Jungparteien, denn die Jungpolitiker werden direkt in die entsprechenden Mutterparteien integriert. Hier – und insbesondere im Gemeinderat – zählt auch weniger die Parteipolitik als vielmehr die Sachpolitik.

Wie sehen Ihre Zukunftspläne in Sachen Politik aus?

Bannwart: Ich würde gerne politisch weiterkommen. Die Wahl in den Kantonsrat oder den Stadtrat hier in Kloten sind sicher zwei meiner politischen Ziele.

Worauf freuen Sie sich im Präsidialjahr am meisten?

Bannwart: Auf den Ausflug mit allen Ratskollegen ins Toggenburg. Wir werden am 2. September meine Heimat Mosnang besuchen. Es ist so üblich, dass der Gemeinderatspräsident den Ausflug organisiert, und meistens geht man dann in die Heimat. Deshalb war es für mich klar, allen Mosnang zu zeigen.

Wofür werden Sie sich in Kloten am meisten einsetzen?

Bannwart: Ich möchte mich für die Jungen einsetzen. Und mit meinem Hintergrund als Logopädin auch für die Bildung. Schon in meiner Antrittsrede nach der Wahl habe ich gesagt, was meine Ziele sind. Unter anderem will ich zeigen, dass Politik nicht alt und verstaubt ist, sondern dass die Chance, in der Politik mitzuwirken, für die Jungen da ist. Und dass sie diese auch nutzen sollen. Dass ich mit 28 Jahren in einer Stadt, in der ich erst seit fünf Jahren wohne, bereits Präsidentin des Gemeinderats bin, ist ein deutliches Zeichen dafür, dass man auch als engagierter und zielstrebiger Jungpolitiker etwas erreichen kann.

Den Klotener Löwen trägt Irina Bannwart am Revers.

Den Klotener Löwen trägt Irina Bannwart am Revers.

Stadthaus mit acht Stockwerken.

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