Es raschelt; ein Windstoss fegt die farbigen Blätter von den Bäumen; sie landen auf dem teils feuchten, moosigen Waldboden; immer wieder dringen einige Sonnenstrahlen in den Bettenwald; der schmale Weg schlängelt sich einem kleinen Bächlein entlang; eine karge Felswand wird sichtbar; mächtig
Es raschelt; ein Windstoss fegt die farbigen Blätter von den Bäumen; sie landen auf dem teils feuchten, moosigen Waldboden; immer wieder dringen einige Sonnenstrahlen in den Bettenwald; der schmale Weg schlängelt sich einem kleinen Bächlein entlang; eine karge Felswand wird sichtbar; mächtig ragt sie in den blauen, klaren Himmel empor; ab und zu höre ich einige Vögel zwitschern; es sind nicht mehr viele; die meisten haben sich bereits auf den Weg in Richtung Süden gemacht.
Nach einem knapp halbstündigen Marsch erreiche ich mein Ziel: den alten Waldstätter Bahnhof. Bis 1925 begrüsste er die Gäste in der Waldstatt, dann musste er einem Neubau weichen. Mit Pferdefuhrwerken wurden damals die einzelnen Holzteile des abgebrochenen Gebäudes ins Bettenloch transportiert. Der wieder aufgebaute Bahnhof diente daraufhin den Waldarbeitern und Pferden als Unterkunft. Heute hat sich niemand hierher verirrt. An warmen Sommertagen aber wurde hier schon manches Fest gefeiert. Das Gebäude steht jederzeit offen, lädt zu gemütlichen Stunden ein.
Ich betrete den alten Bahnhof nur kurz; wieder draussen, geniesse ich die letzten wärmenden Sonnenstrahlen des Herbstes, lausche dem Rascheln der Blätter.
Ich erinnere mich daran, als ich zum ersten Mal mit meinem Vater hierhergekommen bin. Damals war es tiefster Winter. Die Bäume kahl, der Weg schneebedeckt, das Bächlein gefroren. Und plötzlich tauchte wie aus dem Nichts der alte Waldstätter Bahnhof auf, zuerst nur die Spitze, dann das ganze Gebäude – inmitten des verschneiten Waldes. Eiszapfen hingen vom Dach, der vom Wind an die Holzfassade geblasene Schnee war angefroren. Als Kind hatte ich mir so die Hütte des Samichlaus vorgestellt, «im tüüfe, dunkle Tannewald» ein kleines Häuschen. Seit diesem Tag hat mich dieser Ort nicht mehr losgelassen. Immer wieder kehre ich hierher zurück. Und immer wieder bin ich fasziniert – von der Natur mit all ihren Facetten, der mächtigen Felswand, der Mystik dieses Ortes eben.
Ich atme die klare Luft ein, Blätter rascheln unter meinen Füssen. Langsam mache ich mich auf den Weg zurück ins Tal. Ein letztes Mal drehe ich mich um, das Gebäude verschwindet, vor mir fallen einige bunte Blätter auf den moosigen Waldboden. Kraft hat mir der Ort keine gegeben, aber umso mehr für schöne Erinnerungen gesorgt. Martina Brassel