40 Jahre lang war Rolf Franke als Schulpsychologe tätig, seit 14 Jahren dazu als Leiter des Zentrums für Schulpsychologie und Therapeutische Dienste Zept des Kantons Appenzell Ausserrhoden in Herisau. Ende Mai ging er in Pension. In der letzten Arbeitswoche schaute er auf seine Tätigkeit zurück.
AUSSERRHODEN. Wenn Rolf Franke über seine Arbeit als Schulpsychologe und als Leiter des Zentrums für Schulpsychologie und Therapeutische Dienste «Zept» erzählt, ist reiche Erfahrung, Zuversicht, Freude und das Einbeziehen der gesellschaftlichen Zusammenhänge in seinem Denken und Handeln ersichtlich.
Es habe sich viel verändert, so Franke, die Entwicklung des Kindes bleibe jedoch dieselbe. «Darum ist es unser Auftrag, über all die Veränderungen hinweg, an das Kind zu glauben», fügt er in ernsthaftem Imperativ an. «Wer soll an das Kind glauben, wenn nicht die Eltern und wir Fachleute, die in den Fall involviert sind», sagt er engagiert. Natürlich bleibe die Frage, ob manchmal nicht zu viel des Guten angerissen werde, auch deshalb, weil alles viel schneller, vernetzter und öffentlicher sei. «Ich bin nicht der Meinung, dass es schlechter geworden ist rund um die Schule», sagt Franke nachdenklich. Den Eltern werde heutzutage oft der Vorwurf gemacht, dass sie ständig reklamieren und die Lehrkräfte anzweifeln. «Meine Haltung ist positiv», meint er, «ich werte dies in den meisten Fällen als Interesse der Eltern an ihrem Kind und als ihr Engagement in Schulfragen.»
Rolf Franke erinnert sich an die 90er-Jahre, wo Gewalt in der Schule ein grosses Thema war. Unterdessen ist es dringlich, sich den Auswüchsen der sozialen Medien zu stellen. Ihr Einfluss auf das Klima der Schule ist offensichtlich. Wenn Franke aus seinem Fenster des Arbeitszimmers die Kinder in der Pause beobachte, so freut er sich, wie sie toben, jauchzen, spielen, streiten. «Es ist wunderbar, obwohl ich Probleme und schwierige Situationen aus meiner Arbeit kenne», sagt der Schulpsychologe. Gerade darum pflegt er die Haltung der Hoffnung, auch im Angesicht von psychosozialen Problemen, Misserfolgen oder schlechten beruflichen Aussichten. Für Franke ist klar, dass die Schule ohne die Wechselwirkungen der Gesellschaft nicht gelebt werden kann. Dies gelte beispielsweise in Fragen zur Integration oder den Bemühungen um den neuen Lehrplan 21.
Viel Papier geht dieser Tage durch Frankes Hände. «Vom meisten, was ich im Laufe der Jahre gesammelt habe, will ich mich trennen», sagt er gelassen, räumt weg und lebt so die Stationen seiner Arbeit nochmals durch.
Er habe gerne geholfen die Ausrichtung des «Zept» zu prägen, den Mitarbeitenden Entscheidungshilfen zu geben, gerne Kinder, Eltern und Lehrpersonen unterstützt und mit Behörden gearbeitet. Nebst der Vorfreude auf all die offene, unverbaute Zeit, die jetzt vor ihm liegt, klingt auch ein Stücklein Wehmut mit. «Es isch nomme me mis», sagt er mit einem Lächeln. Neben seiner Haltung der Hoffnung möchte er ebenso die Tugend «Bescheidenheit» dem «Zept» als Wunsch in die Zukunft mitgeben. «Wir können heute viele unterstützende Massnahmen früh ansetzen und so beitragen zum Wohl von Kind und Familie und doch müssen wir bescheiden bleiben.» Seine Topfpflanzen stehen noch im Büro. Sie werden verschenkt oder nach Hause gezügelt. Auf dem Tisch liegen Berichte für Kostengutsprachen zum Prüfen, unterschreiben und weiterleiten. Auch an seinem letzten Arbeitstag ist Franke voll und ganz Leiter «Zept» und Schulpsychologe.