Startseite
Ostschweiz
Appenzellerland
Nach dem Brand beim «Sonneblick» in Walzenhausen sind die Anwohner aufgebracht. Das Politikum beschäftigt weiterhin. Derweil kann die Kantonspolizei nach wie vor nichts Konkretes über die Täterschaft sagen. Walzenhausens Gemeindepräsident will von Mutmassungen absehen.
«Wer macht den so etwas?» Diese Frage stellen sich die meisten Nachbarn des ehemaligen Ferienheims Sonneblick in Walzenhausen. Die Kantonspolizei Ausserrhoden hat am Montag beim Hintereingang des Sonneblick-Gebäudes «eindeutige Spuren der Brandstiftung» gefunden, wie Mediensprecher Marcel Wehrlin auf Anfrage mitteilt. Ersten Erkenntnissen zufolge sei das Feuer von alleine wieder erloschen. Die Kantonspolizei spricht daher von einer «versuchten Brandstiftung».
Brisant ist dieses Versuchsdelikt auch wegen der Vorgeschichte des «Sonneblick». Nach einem jahrelangen juristischen Schlagabtausch, der bis ans Bundesgericht ging, steht seit Mitte Mai die Umnutzung des «Sonneblick» in ein kantonales Asylzentrum fest. Dessen Planung wurde immer wieder durch ein Anwohner-Komitee verzögert, das bei allen Instanzen Einsprache erhob. Die Debatte erlangte nationale Aufmerksamkeit.
Den Zeitraum, in dem die Tat verübt worden sein soll, hatte man am Montag nur bedingt eingrenzen können. «Das Feuer muss zwischen Freitagabend und Montag gelegt worden sein», sagt Wehrlin. Eine genauere Eingrenzung sei derzeit nicht möglich. Auch die analytische Auswertung, die Auskunft über das verwendete Brennmaterial geben soll, stehe noch aus.
Walzenhausens Gemeindepräsident Michael Litscher sagt:
«Zum jetzigen Zeitpunkt kann man über die Täterschaft nur mutmassen. Und davon will ich absehen.»
Klar sei aber, dass sich die Gegner des Asylzentrums immer im rechtlich korrekten Rahmen verhalten haben, so Litscher. Überrascht sei man über die Brandstiftung indes auch im Gemeinderat gewesen. Litscher will dann Stellung beziehen, wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind und klare Schlüsse zulassen.
«Das höre ich zum ersten Mal», sagt eine Anwohnerin, nachdem sie von der «Appenzeller Zeitung» auf die versuchte Brandstiftung beim «Sonneblick» hingewiesen wird. Die Frau möchte anonym bleiben, gibt aber bereitwillig Auskunft über ihren Wissensstand. «Wir wohnen seit gut eineinhalb Jahren hier», sagt sie.
«Die Unruhen rund um das Projekt ‹Sonneblick› haben wir miterlebt. Wir halten uns aber bewusst aus der Angelegenheit raus.»
Ihre Familie stehe der Umnutzung zum Asylzentrum neutral gegenüber. Sie wolle dem ganzen «eine Chance geben». Dass die Kantonspolizei von einer versuchten Brandstiftung ausgeht, verunsichert die Frau. Eine derartige Entwicklung habe sie nicht erwartet.
So erging es den meisten Anwohnern. Sie haben von der Brandstiftung nichts mitgekriegt, bringen aber ihre Besorgnis zum Ausdruck: «Wir hoffen, dass die Debatte dadurch nicht neu entflammt», heisst es etwa, oder: «Jetzt sind wir also schon so weit wie in Deutschland.»