Zum 50-jährigen Jubiläum der Internationalen Bodensee-Konferenz (IBK) wird in einem Ausstellungscontainer auf deren Geschichte und Anliegen aufmerksam gemacht. Von den Gründungshintergründen lassen sich Parallelen zur heutigen Zeit ziehen.
Es ist eine wunderbare Aussicht, welche man vom Dunantplatz in Heiden aus auf den Bodensee hat. Mitten auf dem Platz thront der enzianblaue Schiffscontainer, in welchem einst Waren aus Fernost verschifft wurden. Nun dient er als Informations- und Begegnungsort für Besucherinnen und Besucher, welche im Vorbeigehen etwas über die Internationale Bodensee-Konferenz (IBK) und deren 50-jähriges Jubiläum erfahren möchten. Und es gibt vieles, worüber man sich informieren kann. Zu diesem Zweck wird der Container nach seinem Zwischenstopp in Heiden noch bis Ende Juli in Lindau und Friedrichshafen Halt machen. Die IBK ist nicht allen Besuchenden ein Begriff, auch wenn man als Bewohner der Bodenseeregion bereits bewusst oder unbewusst mit ihr zu tun hatte. Seit 50 Jahren setzt sich die IBK für die grenzüberschreitende Kooperation und Zusammengehörigkeit im Vierländereck ein. Dies mit dem erklärten Ziel, die Bodenseeregion auch in Zukunft als aussergewöhnlichen Lebensraum zu erhalten.
Ende der 1950er Jahre drohte das ökologische Gleichgewicht des Bodensees aufgrund von Verunreinigungen durch Abwasser zerstört zu werden. Durch diese alarmierende Entwicklung wurde die Grundlage für eine länderübergreifende Zusammenarbeit geschaffen. So gelang es durch gemeinsame Anstrengungen der beteiligten Länder, Kläranlagen zu bauen und die Vorgaben für die Wasserqualität aufeinander abzustimmen. Dank dieser Entwicklung konnte das Seewasser bis heute nachhaltig gesäubert werden und hat seine hohe Trinkwasserqualität beibehalten. Seit der Gründung der IBK 1972 bezog sich die länderübergreifende Zusammenarbeit auch auf die Regionalpolitik oder die Raumordnung. Gründungsmitglieder waren damals die deutschen Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern, das österreichische Vorarlberg sowie die Kantone St.Gallen, Thurgau und Schaffhausen. 1993 wurden auch Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden, sowie 1998 der Kanton Zürich und das Fürstentum Liechtenstein Teil des Zusammenschlusses. Heute werden die grenzüberschreitenden Anliegen der IBK in sieben Kommissionen und Projektgruppen verfolgt. Auch Initiativen aus der Bevölkerung werden behandelt.
Nach der Krise zur Wasserqualität vor 50 Jahren sieht sich der Bodensee mit einer neuen Herausforderung konfrontiert: der invasiven Quagga-Muschel aus dem Schwarzmeerraum. Diese 2016 erstmals im Bodensee nachgewiesene Muschelart konkurriert mit den einheimischen Tierarten um Nahrung und setzt sich massenhaft an Netzen, Rohren und Booten fest. Zur Veranschaulichung hängt im IBK-Container eine Boje mit einer Kette von der Decke, an welcher sich Hunderte dieser Muscheln festgeklammert haben. Die Auswirkungen dieser invasiven Art auf das Ökosystem des Bodensees werden aktuell im Forschungsprojekt SeeWandel untersucht, welches von der Umweltkommission der IBK begleitet wird. Einmal mehr ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Mitgliedsländer gefragt. Der Auftrieb der Boje steht symbolisch dafür, dass Probleme und Herausforderungen nicht untergehen und man zum Wohle des Bodensees gemeinsam nach Lösungen sucht.
Im Inneren des Containers ist eine Karte des Bodensees mit den umliegenden Gebieten zu sehen. Dort können Gäste ihre Lieblingsorte in der Bodenseeregion mit verschiedenfarbigen Fähnchen bestücken, welche ihrem Herkunftsland und dem Grund ihres Besuchs zugeordnet sind. So häufen sich beispielsweise die Schweizer Fähnchen für Einkauf in Konstanz und Friedrichshafen, während Deutsche Fähnchen eher in den Regionen um St.Gallen und Bregenz zu sehen sind.
Der Bodensee liegt den Besucherinnen und Besuchern am Herzen, das ist spürbar. Im Container werden auf zwei Bildschirmen Interviews gezeigt, in welchen Passantinnen und Passanten aus der deutschen und schweizerischen Bodenseeregion nach ihrem Bezug zum See gefragt werden. Begriffe wie «vertraute Heimat», «Ferienstimmung» und «grosse Freiheit» werden genannt. Diese Gefühle offenbaren sich einem, wenn man aus dem Container tritt und das Panorama über den Bodensee und seiner Region nun mit anderen Augen wahrnimmt.