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Fussball prägt sein Leben in vielen Funktionen: Bruno Eugster ist Ausserrhoder «Sportförderer des Jahres 2020».
Weitherum ist er als «Baschi» bekannt. Als eine der wenigen Ausnahmen spricht ihn seine Frau mit dem angestammten Vornamen an. Bruno Eugster, «Ewig-Funktionär» im FC Herisau, hatte sich kürzlich als Mitglied der kantonalen Sportkommission auf eine Telefonkonferenz eingestellt. Mit einem Klingeln an der Haustür meldete sich unerwartet Roman Hasler, der Leiter der Ausserrhoder Fachstelle Sport. Er solle doch kurz herunterkommen, wurde ihm beschieden. Der Coup glückte: Landammann Alfred Stricker, Vorsteher des Departementes Bildung und Kultur, überraschte den 74-Jährigen mit jenem symbolischen Check, mit dem Ausserrhoden und «Migros-Kulturprozent» jedes Jahr auf Vorschlag einer Jury einen Sportförderer ehren.
Wegen der Coronapandemie konnte Anfang April nicht wie vorgesehen in Walzenhausen eine Auszeichnungsfeier mit «grosser Bühne» und Gästen stattfinden. Dies schmälere die Freude nicht, sagt Bruno Eugster. «Dieser Moment hat mich sehr gerührt. Das ist eine enorme Wertschätzung.» Auch die Ehrungen des Nachwuchssportlers des Jahres und des Vereins des Jahres würden bald im kleinen Rahmen stattfinden, so Roman Hasler.
Eine der Kernfragen im Gespräch mit dem Sportförderer des Jahres: Warum Fussball? Als junger St.Galler habe es zwei Möglichkeiten gegeben – Turnverein oder Fussballclub. «Die Erfahrungen mit Turngeräten in der Schule waren unerfreulich. Fürs Turnen habe ich später meine Frau geheiratet.» Die Nähe zum Krontal gab seine fussballerische Heimat vor: der SC Brühl. Als B-Junior begann seine Karriere, die ihn bis ins erweiterte Kader des NLB- Teams führte. Später spielte er Firmensport-Fussball in London und während eines Westschweiz-Aufenthalts bei Cantonal Neuchâtel. Seine Kontakte ins Appenzellerland führten 1969 zum Wechsel nach Herisau. Der FCH war damals (wie heute) Drittligist, der Ebnet-Rasen weitherum als «Top-Adresse» bekannt. Seit 1974 wohnt Eugster in Herisau.
Ganz ohne andere Sporterfahrung blieb Eugster aber er nicht. Als junger Erwachsener habe er mit Brühler Kollegen ein paar Monate Handball gespielt, weil «da die Fussballsaison noch sehr kurz war». Die Mannschaft trug den Namen «Mafu» – die Abkürzung für die Herkunft (Martinsbruggstrasse und Fuchsenstrasse). Ansonsten prägte während Jahrzehnte der Fussball seine Aktivitäten. Er war am Aufbau der Juniorenabteilung in Herisau beteiligt, im Nachwuchsbereich als Funktionär und Trainer tätig, gehörte lange dem Vorstand des Vereins und jenem der Gönnervereinigung an. Er war Gründungs- und Vorstandsmitglied der IG Sport Region Herisau. Ein Höhepunkt sei der erstmalige Aufstieg des FCH in die 1. Liga gewesen. «Nicht wegen mir als Präsident…» Man sei da in der Mitte der Achtzigerjahre in neue Dimensionen gestossen und habe Geld in die Hand nehmen müssen. Die Meinungen über die Positionierung des Vereins waren auch bei den Verantwortlichen in Herisau manchmal verschieden. «Mir war es wichtig, nicht mit der ganz grossen Kelle anzurichten: Entscheidender als die Liga ist das Angebot, dass die Jungen überhaupt hier Fussball spielen können.»
Um die Erziehung der drei eigenen Kinder habe sich weitestgehend seine Frau gekümmert. «Ich bin ihr dankbar. Es ist alles gut herausgekommen.» Auch fussballerisch: Ueli brachte es zum 1.-Liga-Akteur, Peter zu einem Spiel im Wembleystadion mit der U16-Nationalmannschaft und zum Cupsieg mit Wil, Susanne war Juniorin in Gossau. Der Vater ist aktuell Verantwortlicher der FCH-Fussballschule. Junge Menschen über den Sport ins Leben zu begleiten, sei etwas Schönes und eine solide Basis. Er könnte bei Bedarf auch mit dem Ball noch aktiv sein, Diplome besitzt er. «Aber ich bin in erster Linie für die organisatorischen Belange zuständig.» Fünf Trainer widmen sich den Fünf- bis Siebenjährigen. «Solange ich gesund bin, möchte ich gerne weitermachen. Zeit habe ich», erzählt Eugster, nach eigener Definition ein «Alt-Bänkler». Wobei er weitere Ämter ausübt, zum Beispiel erledigt er die administrativen Arbeiten für die Gymnastikkurse seiner Frau. Und er gehört unter anderem dem Vorstand des Lions Clubs und der GPK der reformierten Kirchgemeinde an, war einst Schulrat und Einwohnerrat. «Etwas für die Allgemeinheit machen, hatte immer hohen Stellenwert.»