Sie entwickelten den passenden Stuhl zum Appenzellerhaus

In der alten Stuhlfabrik werden längst keine Sitzmöbel mehr produziert. Sie ist aber das Firmendomizil eines Möbeldesigners. Dessen Produkte haben einiges mit dem Appenzellerland zu tun.

Karin Erni
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Remo Kast und Caspar Eberhard präsentieren ihr gemeinsames Projekt. (Bild: Karin Erni)

Remo Kast und Caspar Eberhard präsentieren ihr gemeinsames Projekt. (Bild: Karin Erni)

Nach dem Zweiten Weltkrieg feierte das Schweizer Industriedesign Erfolge mit durchdachten, zeitlosen Produkten. Berühmt sind Schweizer Gartenmöbel aus den 50er- und 60er-Jahren wie beispielsweise der «Spaghetti-Stuhl» von Embru aus dem Zürcher Oberland oder das Modell 7 des ehemaligen Thurgauer Produzenten Bättig. Die Designklassiker erfreuen sich derzeit wieder grosser Beliebtheit. Sie dienten dem in Waldstatt wohnenden Remo Kast als Inspirationsquelle für seinen nachhaltig hergestellten Stuhl «Stol». Im Gegensatz zu den Designklassikern, die im Ausland produziert werden, schwebte Kast eine nachhaltige Produktion in der Schweiz vor. Damit das zu konkurrenzfähigen Preisen möglich ist, musste er eine Form finden, die möglichst einfach zu produzieren ist. «Das Stahlrohrgestell sollte möglichst wenige Biege- und Schweissstellen haben, denn das verteuert die Arbeit», so Kast. Die Holzlatten sind aus massivem Eschenholz, das mit umweltfreundlichen Farben lackiert wird. Die Produkte von «Stol» sind 100 Prozent «Made in Switzerland». Geschweisst wird das feuerverzinkte Stahlrohr in der Innerschweiz, die Lackierung, die Endmontage, die Verpackung und der Versand erfolgen in einer St. Galler Behindertenwerkstatt. Kast hat stets einen Lagerbestand von 100 bis 150 Gestellen und genügend Rohlinge an Lager. So kann bei grösseren Bestellungen rasch nachproduziert und geliefert werden. Ein Grossteil der Bestellungen kommt aus der Gastronomie.

Kooperation mit Online-Shop

Remo Kast verfügt über langjährige Erfahrung in der Möbelbranche. Nach der Schreinerlehre arbeitete er einige Zeit in der Einrichtungsberatung und lange im Aussendienst für einen führenden Schweizer Möbelhersteller. Er absolvierte eine Zusatzausbildung in Richtung Gestaltung und Produktdesign und begann mit 3D-Visualisierungen zu arbeiten. Neben eigenen Entwürfen führte er vor allem Aufträge für verschiedene Möbelhersteller aus. Doch nicht ausschliesslich. Vor sechs Jahren kam der gebürtige St. Galler Caspar Eberhard auf ihn zu. Dieser lebt in Zürich und ist im Aufbau eines Online-Shops für Appenzeller Gürtel. Eberhard wollte für die Website einen Gurtkonfigurator, damit die Kunden ihren persönlichen Gurt virtuell zusammenstellen können. «Dafür brauchte ich ein digitales 3D-Modell und gelangte mit der Anfrage an Remo Kast. «Er hat ausgezeichnete Arbeit geleistet. Der Gurt sieht aus wie echt.» Das bestellte Modell wird anschliessend vom Sennensattler Daniel Fuchs in Appenzell nach traditioneller Art hergestellt und dem Kunden per Post ausgeliefert. «Ich will mit meinem Shop auch Leuten die Möglichkeit geben, einen echten Appenzeller Chüeligurt zu tragen, die keine Möglichkeit haben in einem Büdeli vorbeizugehen.» Schon verschiedentlich ist Eberhard Kollaborationen mit Schweizer Firmen eingegangen. So mit dem Schokoladenhersteller Läderach oder dem Taschenhersteller JP.

Eigene Appenzeller Linie

Seit eineinhalb Jahren produziert Remo Kast unter der Marke «Stol» seine Stühle, in den zeitlosen Farben der Designklassiker. Auf Bestellung ist aber jede Farbe möglich. Caspar Eberhard brachte Kast kürzlich auf die Idee, eine Gartenstuhl-Linie namens «Appenzell» zu kreieren – inspiriert von den Farbtönen Lindgrün, Blutrot, Ocker und Grau der Appenzeller Häuser.

Die Stuhlserie ist exklusiv online auf www.appenzeller-gurt.com/stol erhältlich