«Eine Medaille war das Ziel»

Selina Tanner aus Waldstatt ist ein Tausendsassa. Einst war sie Leichtathletin und Kampfsportlerin, nun holte sie Bronze mit dem U19-Nationalteam an der Unihockey-WM in Kanada. Doch für den Erfolg floss viel Schweiss.

Stephanie Sonderegger
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Selina Tanner (r.) spielte in zwei Clubs und trainierte zusätzlich an der Sportschule in Teufen, um an der WM fit zu sein. (Bild: pd)

Selina Tanner (r.) spielte in zwei Clubs und trainierte zusätzlich an der Sportschule in Teufen, um an der WM fit zu sein. (Bild: pd)

WALDSTATT. Es liegen viele Kilometer zwischen Waldstatt und dem kanadischen Belleville. Doch die Gedanken von Selina Tanner wandern immer wieder in den nordamerikanischen Staat. Die Teilnahme an der U19-WM beeindruckte die Unihockeyspielerin. Mit ihren Teamkolleginnen besiegte sie Tschechien im «kleinen Final» mit 3:2. Es gab Bronze für das Schweizer Team. Das war vor zwei Wochen.

Vielseitig interessiert

Selina Tanner ist inzwischen aus Kanada zurückgekehrt. Die 19-Jährige lebt bei ihren Eltern in Waldstatt und gönnt sich nach der langen Reise ein paar Tage Ruhe. Die hatte die Sportlerin lange nicht mehr. In den vergangenen Monaten widmete sie sich ganz dem Sport: Sie spielte sowohl beim NLA-Club Red Ants Rychenberg Winterthur als auch beim NLB-Club UHC Waldkirch-St. Gallen. Zusätzlich trainierte sie an der Sportschule Appenzellerland unter René Wiler.

Selina Tanner ist ehrgeizig. Bereits in jungen Jahren versuchte sich die Waldstätterin in zahlreichen Sportarten. So erzählt sie vom Reiten, von der Leichtathletik und von Karate. «Das Unihockey hat mich dann aber überzeugt», sagt Tanner. Mit zehn Jahren begann sie beim UHC Herisau. Später wechselte sie zu den U21-Juniorinnen des UH Appenzell. Das Nationalteam der Frauen war damals noch in weiter Ferne. Bis eine ihrer Appenzeller Teamkolleginnen mit dem U19-Team nach Polen zur WM fahren durfte. «Darauf wollte ich es auch probieren», so die Verteidigerin. Sie meldete sich im Mai 2014 zum Selektionstest in Willisau – mit Erfolg: Selina Tanner wurde zwar nicht direkt in das Nationalteam aufgenommen, aber auf die Pikettliste gesetzt. «Es hiess, ich solle im physischen Bereich noch mehr arbeiten.»

Von der 1. Liga in die NLA

Selina Tanner setzte um, was von ihr verlangt wurde. Durch ihren Bruder Ramon Tanner, Nachwuchsspieler beim HC Davos, gelangte sie zu Sportlehrer René Wiler. «Er hat ein riesiges Wissen, und es macht Spass, mit ihm zu arbeiten», so die Waldstätterin über das Training mit dem Leiter der Sportschule. Zudem verliess sie im Frühling 2015 ihr Team in Appenzell. Sie wechselte zum NLB-Verein UHC Waldkirch-St. Gallen und gleichzeitig zu den Red Ants Rychenberg Winterthur, die in der NLA spielen. «Ich war nicht sicher, ob ich den Sprung von der 1. Liga in die NLA direkt schaffe», begründet sie ihre Entscheidung. Die Vereine kooperierten und lösten eine Doppellizenz für die Waldstätterin. Diese absolvierte ihre Matura im vergangenen Sommer und konzentrierte sich danach für ein halbes Jahr ausschliesslich auf den Sport. Heisst: jeweils zwei Einheiten in der Sportschule und fünfmal Training mit den beiden Clubs.

Ziel vor Augen

Der Einsatz lohnte sich. Beim NLA-Team in Winterthur kam Selina Tanner bereits beim ersten Meisterschaftsspiel zum Einsatz. Beim UHC Waldkirch-St. Gallen wurde sie schnell zur Stammspielerin und Leistungsträgerin. Nach einer halben Saison beim NLB-Club hörte sie dort auf, auch aus beruflichen Gründen. Beim U19-Nationalteam ging es für die 19-Jährige erst richtig los: Cheftrainer Sascha Rhyner nominierte Selina Tanner für die Weltmeisterschaften. Anfang Februar reiste sie mit dem Team nach Polen zu Testspielen und wurde bereits im ersten Spiel als «Best Player» ausgezeichnet. An der WM in Kanada kam die Verteidigerin ebenfalls zum Einsatz. Fünf Spiele bestritt das Schweizer Team innerhalb von fünf Tagen – ein einmaliges Erlebnis für die Waldstätterin. «Eine Medaille war das Ziel. Wir wussten aber, dass es nicht einfach wird.» Nach einer Niederlage gegen Finnland ging es im letzten Spiel um den dritten Platz. Die Schweizerinnen holten den Sieg gegen Tschechien.

Ein Erfolg, den Selina Tanner erst verarbeiten muss. Doch viel Zeit bleibt ihr nicht. Eben erst hat sie die Aufnahmeprüfung für das Physiotherapie-Studium an der Fachhochschule in Winterthur bestanden. «Dafür mache ich nun ein Praktikum im Spital Herisau», sagt sie. «Zudem suche ich eine Wohnung in Winterthur.» Am 30. Mai gehe dann das Training mit dem Club wieder los, so die 19-Jährige. Aber das sieht sie gelassen. Schliesslich hat bisher auch alles geklappt – sogar besser als erwartet.

Selina Tanner U19-Nationalspielerin Unihockey Waldstatt (Bild: sso)

Selina Tanner U19-Nationalspielerin Unihockey Waldstatt (Bild: sso)