Die Lesegesellschaft Aussertobel schenkt sich zum 150.Geburtstag ein Buch

Von Seuche zu Seuche: Als die Lesegesellschaft Aussertobel 1870 gegründet wurde, litt Westeuropa unter dem preussisch-französischen Krieg und einer Pockenepidemie. 150 Jahre später feierten die Vorderländer im Wolfhäldler Kronensaal coronagerecht ihr Jubiläum. Was dazwischen geschah, hält nun ein Buch der Herisauer Journalistin Eva Schläpfer fest.

David Scarano
Drucken
Eva Schläpfer im Gespräch mit Philipp Langenegger auf der Bühne des Kronensaals in Wolfhalden.

Eva Schläpfer im Gespräch mit Philipp Langenegger auf der Bühne des Kronensaals in Wolfhalden.

Bild: dsc

Das neue Buch über die Lesegesellschaft Aussertobel (LGA) stand am Samstagvormittag im Zentrum der Feierlichkeiten zum 150.Geburtstag. Es wurde allen Gästen als Geschenk überreicht. Auf rund 140 Seiten beschreibt es die Geschichte der Vereinigung.

Das Buch mit dem Titel «Nöd lugg loo» listet Höhen und Tiefen, Meilensteine und erwähnenswerte Nebensächlichkeiten nicht chronologisch auf. Die Autorin Eva Schläpfer zeigt die Geschichte und Gesichter hinter dem Vorderländer Verein thematisch in vier Teile gegliedert auf. Von «Beizen und Frauen», von «Handel und Lektüre» sowie von «Reisen und Feiern» ist unter anderem die Rede.

1982 erstmals eine Frau als Mitglied

So erfahren die Leserinnen und Leser beispielsweise, dass die Gemahlinnen der Mitglieder zwar schon bei den ersten Ausflügen mit von der Partie waren, aber erst 1982 mit Mina Tobler die erste Frau in die Lesegesellschaft aufgenommen wurde. 2008 wurde mit Maggie Frey-Lienhard dann auch das Präsidium erstmals weiblich. Heute stellen die Frauen an den Versammlungen häufig die Mehrzahl, besteht der Verein doch aus 26 Frauen und 18 Männern.

Im Gespräch auf der Bühne des Kronensaals mit dem Urnäscher Schauspieler Philipp Langenegger, der an den Festlichkeiten ebenfalls einen Auftritt hatte, schilderte Eva Schläpfer die aufwendige Entstehung des Buches. Die Herisauer Journalistin transkribierte alle Protokolle und führte insgesamt neun Gespräche mit wichtigen Köpfen der Vereinigung.

Lob des Landammanns

Die samstäglichen Feierlichkeiten wurden von OK-Präsident und Kantonsrat Stephan Wüth­rich geleitet. Anwesend waren etwa die aktuelle Kantonsratspräsidentin Margrit Müller, Wolfhaldens Gemeindepräsident Gino Pauletti sowie diverse Vertreter der Vorderländer Lesegesellschaften wie etwa Max Frischknecht und Hans-Ulrich Sturzenegger. Zu den Rednern gehörte neben dem amtierenden LGA-Präsident Bruno Kobel auch Landammann Alfred Stricker.

Der PU-Politiker aus Stein strich dabei die grosse Bedeutung der Lesegesellschaften im Kanton hervor. Ihnen sei es zu verdanken, dass die Parteiunabhängigen auch heute noch eine wichtige politische Kraft sind. Gemeinsam mit der FDP stellen sie mehr als zwei Drittel der Kantonsratsmitglieder. Das liberal-freiheitliche Gedankengut habe die Entstehungsgeschichte geprägt, sagte Stricker. Dieses sei bis heute dominierend im Kanton. «Ich stelle immer wieder mit Freude fest, dass sich die meisten Lesegesellschaften um die politische Meinungsbildung kümmern. Sie pflegen und stärken damit die Identität und Kraft des Kantons und verdienen dafür den grössten Respekt», sagte der Landammann.