Von Freitag bis Sonntag finden in Ebnat-Kappel die Schweizer Meisterschaften im Fallschirmspringen statt. Das Event ruft bei den Springern Begeisterung hervor. Sorgen macht einzig das Wetter, das schlechter als im Training ausfallen wird.
Gestern Donnerstag deutet in Ebnat-Kappel noch wenig darauf hin, dass ab heute Freitag neben der Abwasserreinigungsanlage eine Schweizer Meisterschaft stattfindet. Zwar ist ein Festzelt aufgestellt, und einige Fallschirmspringer und Helfer sind da. Doch alles ist ruhig. Keine Wolke ist am Himmel zu sehen. Allerdings sehen die Wetterprognosen für das Wochenende bedeutend schlechter aus. Viel Regen und Wolken werden erwartet. Dies kann vielerlei Probleme mit sich bringen.
Daniel Eicher ist seit 30 Jaeren Pilot. Aktuell arbeitet er bei der Swiss. Nebenbei ist er schon länger mit den Fallschirmspringern unterwegs. «Einmal musste ich notfallmässig eine Wasserlandung machen. Es blieben jedoch alle Insassen unverletzt», erzählt der Pilot. Für ihn ist die entscheidende Frage, wie gut die Sichtverhältnisse sind. «Das Hauptproblem ist, dass wir die Springer an genauen Punkten abspringen lassen müssen. Bei zu schlechter Sicht wird es schwierig, diese Absprungpunkte zu gewährleisten», sagt Eicher. Er hoffe, dass zumindest am Freitag den ganzen Tag Sprünge stattfinden können. Er rechne damit, dass es während des Wochenendes zu Unterbrüchen kommen kann.
Doch am Donnerstag will sich niemand die Stimmung aufgrund der schlechten Wetterprognosen vermiesen lassen. Alle Springer wirken entspannt und freuen sich auf ihre Trainingssprünge. Zum Training sind auch Springer zugelassen, die nicht an den Meisterschaften teilnehmen. Es ist erstaunlich, mit welcher Gelassenheit sie ihren Sprüngen aus rund 3000 Metern Höhe entgegensehen. Gewiss sind die meisten von ihnen keine Anfänger mehr. Dennoch ist die Stimmung fast schon ausgelassen, als sie in das kleine Flugzeug, eine Pilatus Porter PC6, hineinsteigen. Auch im Flugzeug merkt man keinem Springer Nervosität an. Sie wünschen einander mit einem speziellen Handschlag einen guten Flug und schon sind sie draussen.
An den Meisterschaften wird bei allen Sprüngen, an denen es um Formationen geht, mindestens ein Kameramann dabei sein. Dieser filmt die Figuren, welche die Springer im Team bilden. Eine Jury, bestehend aus international ausgebildeten Wettkampfrichtern, analysiert die Videoaufnahmen und verteilt anschliessend Punkte. «Beim Formationsspringen geht es darum, dass die Springer innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne, möglichst viele Figuren korrekt auszuführen», sagt OK-Präsident Pirmin Strauss. In der Disziplin «Freefly» gibt es ein Pflicht und ein Kürprogramm. «In dieser Disziplin muss man sich die Rolle der Jury wie im Eiskunstlauf vorstellen. Auch dort gibt es sowohl Pflicht als auch Kür. Die Jury schaut hier vor allem auf die artistische Komponente», sagt Pirmin Strauss. Die Videoaufnahmen der Sprünge kann auch das Publikum auf einer Leinwand mitverfolgen.
Am Sonntagnachmittag könnte es ein Spektakel geben. 24 Springer wollen aus allen drei Flugzeugen springen und eine Formation bilden. Aktuell liegt der Rekord bei 18 Springern. Gemäss Pirmin Strauss steht dieses Ereignis jedoch auf der Kippe. «Dafür müsste das Wetter gut sein, da die Flugzeuge hoch hinauf fliegen müssten», sagt der OK-Präsident. Auch Markus Willi, Wettkampfleiter und ehemaliger Fallschirmspringer, sieht die Situation skeptisch. «Der Rekordversuch findet nur bei optimalen Bedingungen statt. Er wäre eine Zugabe zur Meisterschaft. Wichtiger ist, den normalen Sprungbetrieb durchzubringen», sagt Willi. Es bleibt also zu hoffen, dass sich das Wetter am Sonntag bessert.