Während der Sommerferien herrscht auf der offenen Kinderbaustelle Hochbetrieb. Kinder bis zum zwölften Lebensjahr stellen ihr Geschick auf dem Bau unter Beweis. Das Angebot lockt auch Besucher jenseits des Toggenburgs an.
WATTWIL. Die offene Kinderbaustelle in Wattwil liegt unweit der Badi. Trotz der heissen Temperaturen nehmen viele Kinder lieber Werkzeuge in die Hand, als ins kühle Nass zu springen.
Zum fünftenmal organisiert die offene Jugendarbeit der Gemeinde Wattwil die Kinderbaustelle. Die Nachfrage sei gerade während der Sommerferien sehr gross, sagt Afrodita Beadini, stellvertretende Leiterin der offen Jugendarbeit Wattwil. Dies wird durch die Herkunft einiger Besucher bestätigt, denn sie stammen nicht alle aus dem Toggenburg. So ist etwa die Familie Eugster eigens aus Herisau angereist, um die Baustelle zu besuchen. Oliver Eugster, der Vater der dreiköpfigen Familie, ist im Internet auf die Baustelle aufmerksam geworden. «Ich habe lange nach so einem Angebot gesucht und bin schliesslich im Toggenburg fündig geworden.»
Die Familie Eugster macht sich dann auch sofort an die Arbeit. Der kleine Benjamin und seine Mutter Nicole besorgen das passende Material, während der Vater erste Messungen vornimmt. Ziel des Projekts ist es, eine Leiter zu basteln und diese an eine kleine Holzhütte anzubringen. Es macht der Familie sichtlich Spass. Einziger Streitpunkt ist, wer denn nun das Bauprojekt leiten soll. Benjamin meint selbstbewusst, dass er seinem Vater vorgesetzt sei. «Ich bin genauso talentiert wie Bob, der Baumeister», sagt er. Tatsächlich ähnelt Benjamin mit seinem gelben Helm stark dem Bauarbeiter der bekannten Fernsehserie.
Auch andere Familien sind auf der Baustelle eifrig bei der Arbeit. Annelore Burth aus Lichtensteig ist mit vier Enkelkindern anwesend und hilft ihnen, die richtigen Farben für den Anstrich einer Mauer zu finden. Die Grossmutter schätzt das Angebot der Baustelle: «Es ist toll hier für die Kinder. Sie werden gut betreut und sind doch frei in ihrem Tun. Ihre Selbständigkeit wird von den Betreuenden gefördert», sagt sie.
Von der offenen Jugendarbeit Wattwil sind immer mindestens zwei Mitarbeitende vor Ort. Sie rüsten die Kinder mit dem notwendigen Material aus und geben ihnen Tips für die Bauarbeiten. «Wir wollen den Kindern Anleitungen geben und sie unterstützen», sagt Afrodita Beadini. «Aber wir möchten nicht alles selbst vorzeigen. Dies ist nicht das Ziel. Die Kinder sollen selbständig arbeiten und eigene Ideen umsetzen können.» Sie seien auch immer erfreut, wenn die Eltern ihre Kinder begleiten. Die gemeinsame Arbeit von Eltern und Kindern sei vor allem für den Nachwuchs eine gute Erfahrung.