Augen auf beim Schuhkauf

Beim diesjährigen Frühjahrsputz fiel mir eine Kiste in die Hände. Ihr Inhalt: Schuhpflegemittel in allen möglichen Fläschchen, Tuben und Tiegeln sowie zahlreiche Imprägnierungssprays.

Karin Erni
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Bild: Karin Erni

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Beim diesjährigen Frühjahrsputz fiel mir eine Kiste in die Hände. Ihr Inhalt: Schuhpflegemittel in allen möglichen Fläschchen, Tuben und Tiegeln sowie zahlreiche Imprägnierungssprays. Anhand der grafischen Gestaltung der Etiketten musste es sich dabei um ein Sammelsurium der letzten 30 Jahre handeln. Also weg damit. Bevor ich die Sachen dem Kübelsack übergab, untersuchte ich sie auf ihren Zustand. Die Schuhwichsen in den Tiegeln sahen aus wie eine Wüstenlandschaft mit tiefen Rissen und Kratern darin. Die Farben: Hellgrau, Dunkelblau und Bordeaux ... du liebe Güte, hatte ich jemals solche Schuhe besessen?

Das gute Dutzend Spraydosen bestand vorwiegend aus Imprägnierungsmitteln. Warum nur besitze ich derart viele davon? Die Lösung heisst Zusatzumsatz. Den generieren Schuhverkäuferinnen und -verkäufer, indem sie den Kunden jedesmal noch irgendein neuartiges und erfolgversprechendes Mittelchen andrehen. Die unbedarfte Kundin nimmt das Produkt dann notgedrungen mit. Wer will sich schon die neuen Treter gleich beim ersten Regensprützli ruinieren? Ich beschloss, mir nie wieder einen Zusatzverkauf andrehen zu lassen. Die Nagelprobe erfolgte letzte Woche. Ich erstand ein paar Turnschuhe von einem angesagten Hersteller, dank denen man gemäss Anpreisung auf Wolken gehen soll. Wie auf Kommando bückte sich der Verkäufer unter den Ladentisch und zückte triumphierend eine Spraydose. «Ich besitze genügend Imprägniersprays», wehrte ich ab. «Das ist gegen das Stinken», klärte mich der Verkäufer mit weiser Miene auf. Als er meinen leicht beleidigten Blick sah, beeilte er sich, den Sachverhalt zurechtzurücken. «Die weiche Einlage kann zu stinken beginnen, denn sie ist nicht waschbar.» Einen Moment lang überlegte ich, den Kauf rückgängig zu machen. Doch welche Frau verzichtet freiwillig auf ihre bereits ausgewählten Schuhe? Aber meinen Füssen ein solches Chemikaliengemisch zuzumuten, ging auch nicht. Ich liess den Verkäufer mit seinem Antistinkspray alleine und ging hocherhobenen Hauptes aus dem Laden. Mit den gesparten 16.75 Franken werde ich ein paar Döschen Zimtpulver kaufen. Das hilft gegen allfälligen Fussgeruch und ist erst noch gesund.