Schöne Chläuse hier, wüeschte Chläuse da. Am Samstag ziehen die Chlausenschuppel wieder von Haus zu Haus. In welchem Jahr erstmals «Schö-wüeschti» unterwegs waren oder warum Hörner dazugehören - eine Übersicht.
A wie Aufwand
Wenn die Chlausengruppen am Silvestermorgen in den Tag aufbrechen, haben sie schon einen ziemlichen Aufwand hinter sich. Von hunderten von Stunden hört man, wenn man die Chläuse nach ihrem Aufwand für neue Hüte und Hauben fragt. Meist heisst es aber einfach: «Unzählig».
B wie Bezeichnung
Insbesondere jene Gruppen, welche schon mehrere Jahre in gleicher Formation unterwegs sind, legen sich einen Schuppel-Namen zu.
C wie Chügeli
Bis zu 10000 Chügeli zählen die Hauben der schönen Silvesterchläuse. Jedes einzelne wird aufgenäht - teilweise von mehreren helfenden Händen.
D wie Doppelschellen
Silvesterchläuse tragen unterschiedliche Schellen. Die schönen Chläuse tragen am Rücken und auf der Brust eine Schelle, die Doppelschellen. Bei den Naturchläusen sind nicht selten auch Chläuse mit einer Schelle zu sehen.
E wie Einzelchlaus
Jakob Solenthaler war jahrzehntelang als Einzelchlaus in Herisau oder Urnäsch unterwegs. Als schönes «Rollewiib» zog er von Haus zu Haus, zeigte jedes Jahr eine neu kreierte Haube. Einzelchläuse sind heute kaum mehr unterwegs.
F wie Frühchlausen
Um fünf Uhr morgens löschen rund um den Dorfplatz von Urnäsch sämtliche Lichter. Männer mit Rollen und Schellen, aber ohne Groscht, betreten in der Dunkelheit aus allen Richtungen den Dorfplatz. Umrahmt von zahlreichen Zuschauern stimmen sie mehrere Zäuerli an, ehe sie wieder von dannen ziehen.
G wie Gruppe
Dass eine Chlausengruppe «Schuppel» genannt wird, hat sich inzwischen durchgesetzt. Ein Schuppel besteht meist aus sechs bis acht Mitgliedern. Manchmal gehören bis zu zwölf Männer einem Schuppel an.
H wie Hörner
Die Masken der wüeschten Chläuse sind so individuell wie archaisch. Hörner prägen die bunt bemalten Larven. In verschiedensten Varianten werden sie verarbeitet.
I wie «Immer wieder»
Es gibt Männer, die Chlausen seit rund fünf Jahrzehnten. Das Silvesterchlausen kennt keine Altersbeschränkung. In dieser Zeit haben diese Männer schon so manchen Satz an schönen Hauben und Hüten hergestellt.
J wie Julianischer Kalender
Mit ihrem Auftritt am 13. Januar, dem Alten Silvester, setzten die Silvesterchläuse ein Zeichen gegen die gregorianische Kalenderreform, die in Appenzell Ausserrhoden zur Zeit der Französischen Revolution den julianischen Kalender ablöste.
K wie Kreis
Die Chlausenschuppel stellen sich bei ihren Besuchen in Kreisformation auf. Nach dem Erstillen der Rollen und Schellen wird ein Zäuerli angestimmt.
L wie Larve
Die Masken der Chläuse werden auch als Larven bezeichnet. Bunt und furchteinflösend sind jene der wüeschten Chläuse, fein und lieblich jene der Schöwüeschten und schönen Chläuse.
M wie Motto
Auf ihren Hüten und Hauben präsentieren die schönen Chläuse und teilweise auch die schö-wüeschte Chläuse ein Sujet. Ganze Geschichten werden erzählt. Diese Sujet bleiben bis zur ersten Präsentation hoch geheim.
N wie «Norrolli»
Jeder Schuppel wird vom Vorrolli angeführt. Es folgen die Schellenchläuse und ab und zu auch ein Mittelrolli. Ganz zum Schluss folgt immer der Norrolli.
O wie ordinär
Im 19. Jahrhundert wurde das Chlausen vielerorts als Überrest eines barbarischen Zeitalters bezeichnet. Die damals verbreiteten «Spasschläuse» waren fasnächtliche Figuren. Oft benahmen sie sich ordinär und frönten nicht selten dem übermässigen Alkoholkonsum. Die Spasschläuse, die seit den 1980er-Jahren auftreten, wen der reguläre Silvester auf einen Sonntag fällt, haben ihr auftreten zu ihrem Vorteil verändert.
P wie Pausen
Teilweise beginnen die Schuppel frühmorgens mit Chlausen. Die Routen führen manchmal mehrere Kilometer weit und das Groscht wiegt zusammen mit den Schellen gegen 40 Kilogramm. Da ist die eine oder andere Pause wo die Chläuse «abstellen» zwingend nötig.
Q wie Qualen
Ein Schellenriemen, der auf die Schultern drückt, Hauben oder Hüte, welche auf dem Kopf lasten oder larven, welche die Sicht einschränken. Wahrlich, das Chlausen ist nichts für zierliche Gemüter. Jammern hört man aber einen Chlaus nie, viel zu gerne habens ie ihren Brauch.
R wie Route
Jeder Schuppel legt vor dem Silvester seine Route fest. Man spricht vom «Strech». Während die meisten Schuppel im Hinterland alljährlich den gleichen Strech planen, legen die Chlausenschuppel in Urnäsch jedes Jahr einen neuen fest.
S wie Samt
Die schönen Silvesterchläuse stechen nicht zuletzt dank ihrer farbenen Kleidern ins Auge. Gewänder aus Samt in den Farben gelb, rot, grün bis hin zu blau, braun oder schwarz machen den Brauch aus.
T wie Touristen
Das Silvesterchlausen ist schon lange kein Brauch der Stille und Einsamkeit mehr. In Scharen strömen Touristen aus aller Welt an den Silvester. Da erstaunt es wenig, dass es Schüppel gibt, welche vermehrt die Abgeschiedenheit suchen.
U wie Usehebe
Es gehört zum Brauch, dass die Silvesterchläuse bei ihren Besuchen Tranksame erhalten. Durch ein Röhrli bekommen sie Glühwein, Weisswein, gesottenen Most oder Wasser verabreicht.
V wie Verpflegung
Es gehört zum Brauch, dass die Silvesterchläuse bei ihren Besuchen mit Tranksame verpflegt werden. Durch ein Röhrli bekommen sie Glühwein, Weisswein, gesottener Most oder Wasser verabreicht.
W wie Waldchläuse
Die Natur- oder Waldchläsue werden im Volksmund als «Schöwüeschti» bezeichnet. Um 1965 soll eine Urnäscher Gruppe erstmals so aufgetreten sein.
X wie «Xondheit»
Die Chläuse besuchen die Leute mit dem Vorhaben der guten Wünsche. Nach Zäuerli- und Schellenklängen verabschieden sie sich mit den besten Wünschen für das neue Jahr.
Y wie Yellow
Wenig ist beim Brauch des Chlausens festgelegt. Und doch wird vieles immer wieder überliefert. So trägt zum Beispiel speziell bei den Urnäschern der erste Schellenchlausen das gelbe (engl. yellow) Samtgewand.
Z wie Zauren
Stimmen die Silvesterchläuse in ein Zäuerli ein, so soll es «auch ein wenig gut tönen», sind sich die Chläuse einig. Chlausengruppen sind aber keine Jodlerchöre und der Silvester ist keine Jodlermesse. Ob der weiten Wege, der schweren Last und den vielen Zäauerli sei es den Chläusen auch verziehen, wenn der eine oder andere Ton schräg aus der Larve kommt.