Aggeler – der logische Kandidat

Kommentar

Patrik Kobler
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Das ging zügig: Kaum hatte Ursula Rütsche ihren Rücktritt aus dem Herisauer Gemeinderat angekündigt, meldete ihr Parteifreund Glen Aggeler sein Interesse an. Der 40-Jährige wäre der logische Nachfolger der CVP-Politikerin. Er sitzt seit 2011 im Einwohnerrat und ist Vizepräsident des Gemeindeparlaments. Der ehemalige Polizist verfügt als Präsident der Kesb Toggenburg über das berufliche Rüstzeug und ist zudem auch in der Freizeit ein aktives Gemeindemitglied, engagiert er sich doch beispielsweise im Sozialprojekt «Selewie» oder beim Aufbau des Kinderspielplatzes «Spielinsel» in Herisau.

Allfällige Gegenkandidatinnen und Gegenkandidaten dürften es schwer haben, an der Ersatzwahl vom 8. April mehr Stimmen als Glen Aggeler zu erzielen. Deshalb werden sich die Parteien wohl auch gut überlegen, eine Gegenkandidatur ins Rennen zu schicken. Umso mehr, als die SVP und die FDP mit jeweils zwei Vertretern im siebenköpfigen Gemeinderat angemessen vertreten scheinen. Aus ihren Reihen drängen sich zum jetzigen Zeitpunkt auch keine Kandidaten auf. 2019 stehen Gesamterneuerungswahlen an. Gut möglich, dass es auf dann weitere Rücktritte aus der Exekutive gibt; Regula Ammann-Höhener (Wahljahr 2004) und Annette Joos sowie Max Eugster (beide 2006) werden dem Gemeinderat dannzumal 15 beziehungsweise 13 Jahre angehören. Ausserdem hat SVP-Gemeinderat Florian Hunziker längstens seine Ambitionen für den Regierungsrat kundgetan; bekanntlich scheiden in eineinhalb Jahren Finanzdirektor Köbi Frei (SVP) und Matthias Weishaupt (SP) aus dem Regierungsrat aus. Als ein möglicher Nachfolger wird unter anderem Hunziker ge­handelt.

Wenn es jetzt um eine Gegenkandidatur zu Glen Aggeler geht, könnte am ehesten die SP zum Zug kommen. Freilich wird man sich so kurz vor den Gesamterneuerungswahlen auch bei den Sozialdemokraten gut überlegen, ob sich der Aufwand lohnt. So logisch die Kandidatur Aggelers ist, überall stösst sie nicht auf Begeisterung. Gerade in linken Kreisen meint man, ein leises Murren zu vernehmen. Allerdings: Wer sich engagiert, erntet auch Kritik – oder anders formuliert: Wo gehobelt wird, fallen Späne. Würden dem CVP-Kandidaten alle auf die Schultern klopfen, hätte er wohl etwas falsch gemacht.

Aus der Betrachtungsweise eines Wählers wäre ausserdem eine Gegenkandidatur zum CVP-Mann durchaus wünschbar – schliesslich ist es immer positiv, wenn man die Qual der Wahl hat, statt, dass man aus Mangel an Alternativen einfach jemanden wählen muss.

Eine Möglichkeit, einen Kandidaten zu nominieren, würde sich dem Gewerbeverband bieten. Durch das Ausscheiden Ursula Rütsches wird das Ressort Volkswirtschaft frei. Der Gewerbeverband könnte so seinen Forderungen nach einem attraktiveren Dorf an vorderster Front Nachdruck verleihen. Immerhin hat sich der Gewerbeverband jüngst über die «aggressive Parkbussenpolitik» mokiert sowie zusammen mit der SVP die Volksinitiative «30 Minuten Gratisparkieren» lanciert. Jetzt wäre also die Chance da, im Gemeinderat Einfluss zu nehmen.

Freilich gehen wir nicht davon aus, dass der Gewerbeverband eine eigene Kandidatur stellt. Wahrscheinlicher ist, dass Glen Aggeler der einzige Kandidat bleibt und Anfang Juni 2018 Nachfolger von Ursula Rütsche wird. Allerdings: Wenn wir etwas gelernt haben in den vergangenen Jahren, dann ist es, dass die Politik unberechenbar ist – das gilt nicht nur für die USA, sondern auch für Appenzell Ausserrhoden.

Patrik Kobler

patrik.kobler

@appenzellerzeitung.ch