Neues Phänomen am OpenAir St.Gallen: Erstmals staute sich die Warteschlange vor dem Eingang über die Rechenstrasse bis weit in die Zürcherstrasse hinein. Anwohner reklamierten bei der Stadtpolizei, denn das Trottoir war unpassierbar und mangels Toiletten urinierten Wartende teilweise am falschen Ort. In Absprache mit der Stadtpolizei entschied man, das Gelände frühzeitig freizugeben.
Der Bademeister des Schwimmbads Lerchenfeld reagierte spontan und öffnete gestern Donnerstag das bereits abgesperrte Baugelände bei der Curlinghalle des Lerchenfelds als zusätzlichen Warteraum. Zudem hat er Toiletten und Kiosk für die OpenAir-Besucher geöffnet, obwohl die Badi geschlossen war. Das war auch nötig: "Anwohner der Zürcherstrasse haben sich bei uns gemeldet und reklamierten, dass für sie ein Durchkommen auf dem Trottoir entlang der Zürcherstrasse fast nicht mehr möglich war und Leute bei Privatliegenschaften urinierten", sagt Benjamin Lütolf, Sprecher der Stadtpolizei St.Gallen, auf Anfrage von Tagblatt online.
Auf Druck der Stadtpolizei?
Dieses Warteschlangen-Problem bis weit in die Zürcherstrasse hinein sei neu, so Lütolf. So weit habe sich die wartende Masse in all den Jahren noch nie zurückgestaut. Lütolf bringt das Phänomen mit dem Wetter in Zusammenhang: "Die Leute installierten sich in der Warteschlange mit ihren Zelten und rückten nicht nach, obwohl es Platz gehabt hätte. Zudem beanspruchten sie so natürlich mehr Fläche." Grundsätzlich hätten sich die Wartenden sehr diszipliniert verhalten, so Lütolf. "Ausnahme ist der zurückgelassene Abfall."
Um die Sicherheit entlang der Zürcherstrasse zu gewährleisten, haben die Verantwortlichen des OpenAirs Personen des Sicherheitsdienstes entlang der stark befahrenen Hauptstrasse eingesetzt. Nach Programm wäre die Öffnung des Geländes auf 17 Uhr angesetzt gewesen. Doch schliesslich wurde das OpenAir-Gelände um ca. 15.30 Uhr freigegeben. Geschah dies auf Druck der Stadtpolizei? "Wir haben bei den Verantwortlichen nachgefragt, ob eine frühere Öffnung des Geländes denkbar wäre", so Benjamin Lütolf. "In gemeinsamer Absprache wurde dann entschieden, das Gelände etwas früher zu öffnen.".
Jedes Jahr etwas früher
Es sei eigentlich immer so, dass das Gelände früher als angegeben aufgemacht werde, lässt sich Sabine Bianchi, Mediensprecherin des OpenAirs, vernehmen. "Die Leute stehen jedes Jahr etwas früher an, wir können uns das nicht wirklich erklären." Nach ihren Beobachtungen habe sich die Warteschlange nach Freigabe des Geländes relativ zügig aufgelöst. "Um 18 Uhr waren schon 16`000 Leute auf dem Gelände", so Bianchi. Dass man den Bändeltausch schon seit Mittwoch in der Stadt erledigen konnte, habe sich bewährt und geholfen, dass der Einlass am Eingang speditiv habe abgewickelt werden können.
Probleme gab es allerdings kurzzeitig beim Einchecken mit dem neuen Chip-Bändel: Wegen verschiedener Lesefehler der Geräte mussten alle Besucher ohne einchecken eingelassen werden. "Ein Software-Update über Nacht hat dieses Problem gelöst." Das Gelände habe man aber jederzeit verlassen können, auch wenn es mit dem System anfänglich einige Schwierigkeiten gab.
Sabine Bianchi freut sich am Freitag gegen Mittag über die "sensationelle Stimmung" auf dem Gelände: "Trotz kalter Nacht und Schlamm sind die Leute guter Dinge. Und es gibt durchaus noch ein paar grüne Stellen."
Problem Zürcherstrasse analysieren
Gemäss Stadtpolizeisprecher Benjamin Lütolf gab es in Bahnhofnähe und im Stadtzentrum keine nennenswerten Vorkommnisse mit den tausenden OpenAir-Besuchern. Aber es sei sicher so, dass trotz perfekter Organisation immer wieder neue Schwachstellen auftauchten. "Wir werden mit Sicherheit das Problem Warteraum Zürcherstrasse analysieren müssen und sehen, was man dort für das nächste Jahr besser machen kann", sind sich Sabine Bianchi und Benjamin Lütolf einig. (chs)