Angst um regionale Berufsmessen: Ostschweizer wehren sich gegen Wachstumskurs der Swiss Skills

Die Swiss Skills beschleunigen ihren Austragungsrhythmus und locken die Berufsverbände mit finanzieller Hilfe. In der Ostschweiz kommt das schlecht an: Zwei Thurgauer Nationalrätinnen fordern den Bund auf, diese Entwicklung zu stoppen. Auch die hiesigen Gewerbeverbände wollen nicht, dass die Swiss Skills häufiger stattfinden.

Adrian Vögele
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Zwei Maler zeigen ihr Können an den Swiss Skills im vergangenen September in Bern. (Bild: Anthony Anex/Keystone).

Zwei Maler zeigen ihr Können an den Swiss Skills im vergangenen September in Bern. (Bild: Anthony Anex/Keystone).

Bern ist fix: Am Austragungsort für die nächsten Schweizer Berufsmeisterschaften lässt sich nicht mehr rütteln. Eine Verlegung in andere Regionen schliessen die Organisatoren bis auf weiteres aus. Dies obwohl eine Kandidatur aus St.Gallen vorlag und die Ostschweizer Bundespolitiker gegen die Zentralisierung der Swiss Skills in Bern gekämpft hatten.

Damit ist das Thema für die Parlamentarier aber nicht vom Tisch. Mehr noch: Es gibt Befürchtungen, die sehr beliebten und erfolgreichen Swiss Skills könnten sich aus regionaler Sicht von der Chance zur Bedrohung entwickeln – weil sie künftig alle zwei statt alle vier Jahre stattfinden sollen.

Diana Gutjahr, Thurgauer SVP-Nationalrätin. (Bild: Reto Martin)

Diana Gutjahr, Thurgauer SVP-Nationalrätin. (Bild: Reto Martin)

Für die Thurgauer SVP-Nationalrätin und Unternehmerin Diana Gutjahr ist klar: Ein Zweijahresrhythmus bei den Swiss Skills ist übertrieben. «Damit werden die regionalen Berufsmessen gefährdet.» Denn nur grosse Berufsverbände hätten die Ressourcen, um zusätzlich zu den regionalen Messen auch noch alle zwei Jahre die Swiss Skills zu bestreiten.

«Wer mitzieht, erhält 40'000 Franken»

Um solche Bedenken zu zerstreuen, wirft der Bund nun sein Gewicht als Geldgeber in die Waagschale. «Neu erhält jede Berufsorganisation, die an den Swiss Skills mitwirkt, eine Unterstützung von 40'000 Franken», sagt Diana Gutjahr. Das gelte aber nur, wenn sich die Organisation bereits für eine Teilnahme an den Austragungen in den Jahren 2020 und 2022 ausspreche.

«Der Bund will die Berufsverbände also mit Geld an die Swiss Skills und ihren Zweijahresrhythmus binden – zulasten der regionalen Berufsmessen.»

Gutjahr findet das problematisch. Sie hat eine Interpellation eingereicht und verlangt vom Bundesrat Auskunft zu diesem Vorgehen.

Mit Geld allein lasse sich der Mehraufwand nicht decken, sagt die SVP-Nationalrätin. Gerade kleineren Berufsgruppen fehle auch das Personal dafür. Zugleich seien die regionalen Messen äusserst wichtig – für Unternehmen und Jugendliche gleichermassen. «Hier geht es unter anderem darum, zu zeigen, welche Berufe in der Region ausgebildet werden und welcher Betrieb welche Ausbildung anbietet. Schüler und Lehrlinge können sich direkt austauschen.» Ganz anders bei den Swiss Skills: «Dort stehen die Wettbewerbe im Vordergrund, und nicht der Kontakt zwischen Schülern und Lernenden», sagt Gutjahr. Der Grossanlass in Bern könne und dürfe die regionalen Messen nicht ersetzen, da unterschiedliche Anspruchsgruppen im Zentrum stünden.

Verena Herzog, Thurgauer SVP-Nationalrätin. (Bild: Keystone)

Verena Herzog, Thurgauer SVP-Nationalrätin. (Bild: Keystone)

Auch Verena Herzog (SVP/TG) fordert eine Rückkehr der Swiss Skills zum Vierjahresrhythmus. Sie hat dafür eine Motion eingereicht. Die Swiss Skills seien auch deshalb eine Konkurrenz für die regionalen Messen, weil Grossunternehmen die Meisterschaften in Bern zur Nachwuchswerbung nutzen würden. Da der Bund bei der Finanzierung der Swiss Skills eine wichtige Rolle spiele, habe er dafür zu sorgen, dass die regionalen Messen nicht gefährdet würden.

Auch Gewerbeverbände treten auf die Bremse

Felix Keller, Geschäftsführer des St.Galler Gewerbeverbands (Bild: PD)

Felix Keller, Geschäftsführer des St.Galler Gewerbeverbands (Bild: PD)

Auch die Ostschweizer Gewerbeverbände haben sich gegen den Zweijahresrhythmus ausgesprochen. Felix Keller, Geschäftsführer des St.Galler Gewerbeverbandes, nennt als Gründe ebenfalls den Aufwand und die Konkurrenz zu den regionalen Messen. Keller relativiert auch die Aussage des ehemaligen Wirtschaftsministers Johann Schneider-Ammann, die Berufsverbände hätten dem Zweijahresrhythmus zugestimmt.

«Das waren vor allem einige grosse Verbände, die über entsprechende Ressourcen verfügen.»

Der Gewerbeverband hatte die St.Galler Kandidatur für die Swiss Skills zusammen mit Stadt und Kanton lanciert. Auch wenn der Anlass nun bis auf weiteres in Bern stattfindet: Keller hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben.

«Es wäre aus föderaler Sicht angebracht, dass auch andere Regionen die Swiss Skills austragen können.»