3475 Liter Laich abgeliefert

Zwar glitzerten bei dem in den vergangenen Tagen durchgeführten Laichfischfang deutlich mehr Felchen als vergangenes Jahr in den Maschen. Auf künftig bessere Fänge der Bodenseefischer lässt sich daraus aber nicht schliessen.

Gernot Grabher
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Der Altenrheiner Timon Görtz, mit 22 Jahren wohl der jüngste Berufsfischer am See, war nach dem Gangfischen überzeugt: «Es hat Fische im See.» (Bild: Gernot Grabher)

Der Altenrheiner Timon Görtz, mit 22 Jahren wohl der jüngste Berufsfischer am See, war nach dem Gangfischen überzeugt: «Es hat Fische im See.» (Bild: Gernot Grabher)

Trotz Kälte und dichtem Nebel – er machte in einigen Fällen eine stundenlange Suche der über Nacht weit abgedrifteten Netze erforderlich – waren diesen Monat die Bodenseefischer aus allen Anrainerländern fast vollzählig auf dem Wasser, um für Brutmaterial in den Zuchtanstalten zu sorgen. Das Ergebnis war zwar deutlich besser als vergangenes Jahr, für Jubel gab es aber keinen Anlass.

Zeitpunkt gut bestimmt

«Wider Erwarten gut» ist das Resultat bei den zuerst mit Bodennetzen befischten Gangfischen, der ufernah lebenden Art der Felchen. Die grossteils laichreifen Fische ergaben einen ausgewogenen Stand von Rognern (Weibchen) und Milchnern (Männchen); die Laichqualität war sehr gut. Hoffnungsvoll stimmte das Resultat auch Timon Görtz, mit 22 Jahren wohl der jüngste Berufsfischer am See: «Es sind wieder Fische im See.»

Kantonsaufseher Jörg Schweizer überzeugte sich selber auf dem See von den regional unterschiedlichen Erfolgen. Die Fischer in den angefahrenen Booten waren beim folgenden Fischen auf Blaufelchen nur unterschiedlich zufrieden, bedeuten die Fische für sie doch auch ein Einkommen in der langen Schonzeit. In den 44 Millimeter weiten Maschen fingen sich wenige Fische, besser war die Quote in den 40-Millimeter-Maschen. Übereinstimmend bestätigten die Fischer, dass der nicht einfach zu ermittelnde Zeitpunkt des Laichfischens von den Aufsehern gut bestimmt war.

Weit weg von Spitzenjahr

Insgesamt bedeutete der Fang am ganzen Bodensee keinen weiteren Rückgang. Roland Rösch, Fischereiinstitut in Langenargen, sagt: «Insgesamt wurden rund um den See 3475 Liter Laich in den Zuchtanstalten abgeliefert. Das ist deutlich mehr als im Vorjahr, als nur 2000 Liter gewonnen werden konnten.» Die Steigerung ist allerdings relativ. Im Spitzenjahr 1984 wurden fast 13 000 Liter Laich erzielt, 1996 immerhin noch fast 10 000 Liter.

Die St. Galler Fischer, die ihren Laich in der Anlage in Rorschach ablieferten, erzielten ein im Vergleich gutes Ergebnis. Bei den kantonalen Aufsehern Jörg Schweizer und Fredy Fehr landeten 443 Liter Laich zur Aufzucht in den Gläsern, die durchfrorenen Fischer wurden dafür auch mit einem «Gangfischkaffee» erwärmt.

30 Millionen Eier betreuen

Rechnet man rund 70 000 Eier pro Liter Laich, werden in Rorschach – nach der gegenwärtigen Rechtslage die einzige Schweizer Stadt mit eigener Fischzucht – 30 Millionen befruchtete Felcheneier bis zum Schlupf betreut. Nach einer Hochrechnung ergab das Laichfischen am ganzen See 243 Millionen Eier.

«Auf bessere Fänge in den kommenden Jahren kann man daraus nicht schliessen», sagt Fischereiforscher Roland Rösch, «zumal man ja auch die Überlebensrate der ausgesetzten Fischlarven nicht kennt.»

Aufkommen unbekannt

Wie viele der künstlich aufgezogenen Felchen die Fangreife erreichen, ist selbst für die Experten eine Unbekannte. Sie mutmassen, dass die sich in den Netzen niederschlagende Erfolgsquote im Promillebereich liegt. Das diesjährige bessere Ergebnis des Laichfischens könne höchstens auf die vergangenes Jahr extrem schlechten Fänge zurückzuführen sein. «Es könnten mehr Fische im See geblieben sein», ist für Rösch eine Erklärung für den Aufwärtszacken in der Statistik der Fänge.