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Im Zwist um Gütertransporte haben sich Bund, SBB und Verladebranche auf Grundzüge der Weiterentwicklung verständigt. So sollen etwa automatische Kupplungen die Bahn wettbewerbsfähiger machen.
Es waren happige Worte, die Peter Füglistaler jüngst an die Adresse der SBB richtete. Der Binnengüterverkehr sei hierzulande seit 25 Jahren «vernachlässigt» worden, sagte der Direktor des Bundesamts für Verkehr (BAV) zur NZZ: «Man hat es nicht geschafft, den Binnengüterverkehr auf ein tragfähiges Fundament zu stellen». Füglistaler kritisierte auch, dass die Haltung der SBB-Spitze im Binnengüterverkehr «ambivalent» sei. Der BAV-Direktor erwartete ehrgeizigere Ziele für den Güterverkehr im Inland.
SBB-Chef Vincent Ducrot entgegnete darauf in der «Samstagsrundschau» von Radio SRF, sein Unternehmen habe 2017 vom Bund einen klaren Auftrag erhalten: «Die SBB hat den Auftrag, ein marktwirtschaftliches System für den Güterverkehr zu betreiben.» Es liege an der Politik, diesen Auftrag nun im Detail für das Schienengüterschäft im Inland zu klären.
Nun konnten SBB und BAV offenbar eine Einigung finden – zusammen mit der Branche. Das Bundesamt und Branchenvertreter des Güterverkehrs haben jedenfalls am Dienstag in Basel eine Absichtserklärung vorgestellt, wie der Schienengüterverkehr wettbewerbsfähiger werden soll. Ein zentraler Aspekt sei dabei die Automatisierung, insbesondere die digitale automatische Kupplung, heisst es in einer Mitteilung. Dies werde schnellere Abläufe bei der Zugvorbereitung und der Zugbildung ermöglichen sowie eine schnellere und günstigere Zustellung.
Heute müssen Güterwagen teilweise immer noch von Hand gekuppelt werden. Doch das sei nicht nur aufwendig, sondern auch mit Sicherheitsrisiken verbunden. Mit der digitalen automatischen Kupplung werden die Wagen und die Bremsleitungen dagegen automatisch zusammengehängt, schreibt das BAV in einer Mitteilung. Darüber hinaus werden laut SBB und BAV künftig auch die Strom-, Daten- und Druckluftleitungen der Güterwagen automatisch miteinander verbunden.
Wie ein SBB-Sprecher im Gespräch erklärt, ist die automatische Kupplung im kombinierten Binnenverkehr jedoch bereits seit anderthalb Jahren im Einsatz. Der Zeitplan für die weiteren, am Dienstag vereinbarten Neuerungen, sei dagegen noch offen. Die Absichtserklärung zur Weiterentwicklung sei nun aber von allen Beteiligten da.
Der Bund und die Branchenvertreter hoffen, dass der Schienengüterverkehr durch diesen Schritt produktiver und wettbewerbsfähiger wird und seinen Marktanteil steigern kann. Dies käme nicht zuletzt auch dem Klimaschutz zu Gute. BAV-Direktor Peter Füglistaler zeigt sich in der Mitteilung zufrieden: «Dies ist ein wichtiger Schritt. Die neue Kupplungstechnologie besitzt das Potenzial, die Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs spürbar zu verbessern.»
Als nächsten Schritt wird das BAV nun zusammen mit dem Verband öffentlicher Verkehr (VöV) und dem Verband der verladenden Wirtschaft (VAP) die Grundlagen der Automatisierung für Bundesrat und Parlament erarbeiten. Zu Klären bleibt unter anderem auch die Frage der finanziellen Förderung. Doch das dürfte eine lösbare Frage sein: Denn von dort, mit einem überwiesenen Vorstoss von Josef Dittli (FDP/UR), war der Auftrag zur Weiterentwicklung an Bund und Branche auch initiiert worden.