Das Schweizer Unternehmen Stadler Rail erhält von der SBB und deren Tochtergesellschaften Thurbo und RegionAlps den Zuschlag für die Lieferung von 286 neuen elektrischen Triebzügen für den Regionalverkehr. Es ist der grösste Auftrag in der Schweizer Bahngeschichte
Der Schweizer Hersteller Stadler Rail erhält von der SBB und ihren Tochterfirmen Thurbo und RegionAlps den Auftrag für 286 Triebzüge des Typs Flirt für den Regionalverkehr. Dies gab SBB-CEO Vincent Ducrot am Dienstag bekannt. Das Auftragsvolumen betrage rund zwei Milliarden Franken. Stadler sticht damit die ausländischen Konkurrenten Alstom und Siemens aus. Der Vertrag soll nach Ablauf der 20-tägigen Rekursfrist abgeschlossen werden.
Ausschlaggebend für den Entscheid seien die Wirtschaftlichkeit und die Qualität gewesen, sagte Linus Looser, Mitglied der SBB-Konzernleitung und Leiter Produktion Personenverkehr, vor den Medien. So sollen die neuen Züge mehr Stauraum für Velos, Kinderwagen und grosse Gepäckstücke, zwei Plätze für Rollstuhlfahrende, einen sehr guten Mobilfunkempfang und Steckdosen in jedem Abteil bieten. Allerdings hätten sie nur ein WC pro Zug.
Die Kosten pro Zug beziffert die SBB auf rund sieben Millionen Franken. 155 der bestellten Züge gehen an die SBB, 107 an die Ostschweizer Tochterfirma Thurbo und 24 an die Walliser Tochterfirma RegionAlps. Zudem enthält der Rahmenvertrag Optionen für bis zu 224 weitere Fahrzeuge, so Looser. Die neuen Züge ersetzen bei der SBB alte Regionalzüge der Typen Flirt (erste Generation) und Domino sowie lokbespannte Pendlerzüge, bei Thurbo Gelenktriebwagen (GTW) und bei RegionAlps die Typen Domino und Nina.
Ursprünglich sollten lediglich 194 Züge beschafft werden. Die Menge sei um 50 Prozent ausgeweitet worden, nachdem das künftige Einsatzgebiet mit Bund und Kantonen genau bestimmt worden sei. Ziel sei es, alle Züge am Ende ihrer Lebensdauer einheitlich zu ersetzen. Dies werde Unterhaltung und Wartung in Zukunft vereinfachen, sagte Vincent Ducrot.
Stadler schreibt, die neuen Züge würden komplett im Werk am Hauptsitz im thurgauschen Bussnang hergestellt mit einem schweizerischen Wertschöpfungsanteil von gegen 75 Prozent. Stadler-Chef Peter Spuhler zeigt sich stolz, dass sich sein Unternehmen in der grössten Ausschreibung in der Schweizer Bahngeschichte durchgesetzt habe.
Nach einer Vorqualifikation hatte die SBB im September 2020 die drei Unternehmen Stadler, Alstom und Siemens eingeladen, je eine Offerte einzureichen. Die 286 einstöckigen Triebzüge sollen im Regionalverkehr eingesetzt werden. Die Bahnunternehmen setzen dabei bewusst auf einen Zug, der schon im Ausland eingesetzt wird, und keine Neuentwicklung. Die Züge sollen ab Dezember 2025 bis voraussichtlich 2034 schrittweise in Betrieb genommen werden. (wap)