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Das Halbfinal-Hinspiel übertrifft sogar die Erwartungen der gewagtesten Optimisten. City-Coach Pep Guardiola ist trotz zwischenzeitlichem Ausraster stolz. Real-Stürmer Karim Benzema würde mit seiner Coolness wohl auch auf dem Nordpol auf Socken verzichten.
Das Sieben-Tore-Spektakel zwischen Manchester City und Real Madrid liess jeden Fussball-Gourmet mit der Zunge schnalzen. Die beiden Equipen begegneten sich im ersten Champions-League-Halbfinalspiel ohne taktische Fesseln, sorgten für Offensiv-Spektakel. Die Belohnung mit dem 4:3-Heimsieg fiel für die Cityzens dennoch etwas zu knapp aus.
Das wusste auch Star-Trainer Pep Guardiola. «Das Resultat hätte besser sein können. Ich werde mich dennoch nicht beschweren, denn ich bin unheimlich stolz auf unsere Leistung. Wir haben alles reingeschmissen», analysierte der 51-jährige City-Coach die Partie hernach an der Medienkonferenz.
Selbst wenn die Chancenauswertung verbesserungswürdig gewesen sei, habe man letztlich den Sieg davongetragen, so Guardiola. Und der City-Trainer fuhr fort: «Man muss beiden Teams für die Leistung gratulieren, das war beste Werbung. Auch wenn wir mit vier Toren Vorsprung gewonnen hätten, wäre das noch nicht die Entscheidung gewesen. Real ist Real. Da braucht es zwei Top-Leistungen, um sich für das Endspiel zu qualifizieren.»
Sachliche Kritik und der Versuch des spanischen Übungsleiters, den Ball flach zu halten. Doch Guardiolas Gefühlswelt erlebte am Dienstagabend starke Schwankungen, er war phasenweise gar stinksauer. So beispielsweise in der 26. Minute, als Riyad Mahrez auf der rechten Seite sich auf den Weg zum 3:0 machte. Der City-Flügelspieler brachte aus spitzem Winkel mit einem wuchtigen Schuss das Goal zwar zum Zittern – er traf aber nur das Aussennetz. Mit einem Querpass hätte er den besser postierten Phil Foden bedienen und damit wohl für die Vorentscheidung sorgen können.
Die Reaktion von Pep Guardiola fiel heftig aus. Als hätte er den späteren Verlauf der Partie geahnt, sprang dieser fuchsteufelswild von seinem Trainersessel und tobte an der Seitenlinie. Er schlug zweimal mit der Faust in die Luft, gestikulierte wild umher und schrie in Richtung Mahrez.
Pep Guardiola was FURIOUS with Riyad Mahrez 😨 pic.twitter.com/3eFHvVCiLv
— DAZN Canada (@DAZN_CA) April 26, 2022
Die Aufgabe, in der Folge die Gemüter am Spielfeldrand zu beruhigen, hatte mit Sandro Schärer übrigens ein Schweizer. Der 33-Jährige kam als vierter Offizieller zum Einsatz. Ganz im Zaum halten konnte er den Star-Trainer aber nicht. Als sich Guardiola in der 54. Minute schliesslich über einen Einwurfentscheid lautstark beschwerte, wurde der City-Trainer vom rumänischen Unparteiischen verwarnt.
Die Skyblues liessen also einige Topchancen liegen und die Königlichen dürfen vor allem dank Karim Benzema weiterhin auf das Endspiel hoffen. Der 34-jährige Franzose traf in den K.o.-Spielen dieser Champions-League-Saison bereits neunmal und ist praktisch im Alleingang dafür verantwortlich, dass der CL-Rekordsieger vom 14. Titel träumen darf. Der Stürmer erzielte die Tore 13 und 14 in dieser Kampagne und macht nun Jagd auf die 17-Tore-Rekordmarke von Cristiano Ronaldo aus der Saison 2013/14.
First-class penalty kick by King @Benzema 👌#HalaMadrid pic.twitter.com/7uOeqUUQZV
— Olowa Adedeji (@DejiAcre) April 26, 2022
Mit dem in die Tormitte gelupften und verwandelten Elfmeter sorgte Benzema für den 3:4-Endstand. Mit dem Penalty à la Antonin Panenka (ehemaliger tschechoslowakischer Nationalspieler) unterstrich er seine Coolness und das unerschütterliche Selbstbewusstsein. Im vergangenen Meisterschaftsspiel gegen Osasuna (3:1-Sieg) verschoss der Franzose immerhin gleich zwei Strafstösse.
«Ich habe immer im Kopf, dass du nie einen Elfmeter verschiesst, wenn du nie antrittst. Das ist alles mental. Ich habe viel Selbstvertrauen. Also tu ich es und es läuft gut. Das Wichtigste ist, dass wir nie aufgegeben haben und bis zum Ende dabei sind. Jetzt gehen wir ins Bernabéu wo wir unsere Fans mehr denn je brauchen und wir werden etwas Magisches schaffen», prophezeite Benzema nach dem Schlusspfiff.
Real-Trainer Carlo Ancelotti gab zu, dass er nach der Startphase «frustriert» gewesen sei. An der Pressekonferenz hob er die Comeback-Qualitäten seines Teams hervor. Dennoch sei eines klar: «Wir müssen einfach besser verteidigen. Mit dem Ball haben wir es gut gemacht, ohne haben wir noch viel Luft nach oben. Es ist eine Niederlage, die uns am Leben lässt. Wenn wir im Rückspiel wie heute verteidigen, wird es wohl nicht reichen.»
Klar, dass dieses Spiel auch im Blätterwald für einige Schlagzeilen sorgte. «City hätte gut und gerne auch acht Tore schiessen können. Es gibt keinen Grund, um nicht auch im Rückspiel Spektakel zu erwarten», meinte etwa die britische Boulevardzeitung «Daily Mail». Auch «The Sun» konnte sich an diesem Fussballabend nicht sattsehen. «Zerreisst das Taktikhandbuch, tretet das Whiteboard um, schmeisst den Laptop mit den Datenanalysen weg - und gebt uns einfach mehr davon bitte.»
In der spanischen Presse war man sich durchaus bewusst, dass Real mit einem blauen Auge davongekommen ist. «Madrid kommt lebend aus dem Etihad heraus. City hätte das Spiel für sich entscheiden können, doch das weisse Ballett verlässt Manchester mit einer nur knappen Niederlage», resümierte «La Vanguardia». Die grösste Tageszeitung Spaniens, «El País», liess Karim Benzema hochleben. «Panenka gegen die Alpträume. Benzema hält die Träume der Königlichen am Leben.»