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Carlo Ancelotti beweist einmal mehr ein goldenes Händchen. Der Taktikfuchs will der erste Trainer mit vier Champions-League-Titeln werden. Pep Guardiola muss sich derweil weiter gedulden.
Es läuft die 89. Spielminute im Halbfinal-Rückspiel der Champions League: Manchester City führt mit 1:0 im Santiago Bernabéu und steht mit eindreiviertel Beinen im Final. Nicht mal die kühnsten Optimisten glauben mehr an «La Remontada», die Aufholjagd. Doch als die Messe bereits gelesen scheint, taucht der 21-jährige Brasilianer Rodrygo aus heiterem Himmel auf und erzwingt mit einem Doppelpack innert zwei Minuten die Verlängerung. Der Rest ist Geschichte. Die Königlichen qualifizieren sich zum 17. Mal für das Endspiel der Königsklasse.
Der Held des Abends? Rodrygo. Natürlich. Wer sonst? Doch das goldene Händchen bewies Real-Coach Carlo Ancelotti. Der 62-jährige Italiener ersetzte in der 68. Minute Mittelfeldstratege Toni Kroos durch den späteren Matchwinner. Er hatte dies auch schon im Viertelfinal-Rückspiel gegen Chelsea getan. Auch dort schoss Rodrygo die Madrilenen mit seinem Tor in der 80. Minute als Joker in die Verlängerung.
«Ich kann es eigentlich nicht erklären. Es ist die Grösse dieses Vereins. Ein Klub, der es dir das Aufgeben nicht erlaubt. Auch dann nicht, wenn die Situation aussichtslos erscheint», so Ancelotti an der Pressekonferenz nach dem Spiel.
Am vergangenen Wochenende feierte Real Madrid die 35. Meisterschaft der Klubgeschichte. Der Fussballlehrer hatte damit Historisches vollbracht. Er ist der einzige Trainer, der die in alle fünf europäischen Topligen den Titel gewinnen konnte. Trotzdem sieht sich der ehemalige Nationalspieler der« Squadra Azzurra» nicht als Allwissender. Als Kroos das Spielfeld verliess, hatte er noch nicht Feierabend. Denn der Deutsche operierte als verlängerter Arm des Coaches.
«Der Trainer hatte selbst ein paar Zweifel, wen er noch bringt. Wir draussen haben auch alle ein paar Fussballspiele gesehen, von daher kann man sich da auch ein bisschen austauschen. Wenn er leichte Zweifel hat, dann nimmt er uns mit rein. Das beschreibt ihn ziemlich gut und zeigt, warum es mit der Mannschaft so gut funktioniert. Am Ende entscheidet er es, aber natürlich interessiert ihn unsere Meinung», erklärte der 32-Jährige den taktischen Austausch mit seinem Vorgesetzten gegenüber «DAZN».
Ein Chef, der zuhört, mit seinen Stars umzugehen weiss und auch feiern kann. Das bewies Carlo Ancelotti auf dem Party-Bus der Königlichen während der Meister-Feier. Sonnenbrille auf und Zigarre im Mund. Fertig war das Foto, welches Flügel-Flitzer Vinícius Júnior auf seinen sozialen Kanälen teilte und viral ging.
The BOSS 😎 pic.twitter.com/nSNQ6FY2sV
— Vini Jr. (@vinijr) May 1, 2022
Ganz anders war dem Startrainer Pep Guardiola am Mittwochabend zumute. Die Niederlage liess den 51-jährigen Spanier ratlos zurück: «Es ist hart für uns. Das können wir nicht abstreiten. Wir brauchen jetzt Zeit, um es zu verarbeiten.»
Guardiola wartet seit seinem zweiten Triumph mit dem FC Barcelona 2011 weiterhin darauf, den begehrten Henkelpott ein weiteres Mal in die Höhe stemmen zu können. Noch länger wartet sein Arbeitgeber Manchester City, der noch keinen CL-Titel in den Annalen vorweisen kann. Als Trost bleibt den Citizens die Meisterschaft. In der Premier League stehen sie vier Spieltage vor Schluss mit einem Punkt Vorsprung auf Liverpool an der Spitze.
Am 28. Mai kommt es nun also zur Neuauflage des Finals von 2018. Real setzte sich damals gegen Liverpool mit 3:1 durch. Die Madrilenen könnten mit dem 14. Triumph den Rekord weiter in die Höhe schrauben. Auch für Ancelotti wäre der Sieg gleichbedeutend mit einer Bestmarke. Er wäre der erste Coach mit vier Triumphen in der Champions League.