Der Preisanstieg als Folge des Ukraine-Kriegs trifft Haushalte mit tiefem Einkommen besonders hart. Nun fordert Travailsuisse in einem 18-Punkte-Plan Lohnerhöhungen oder steuerliche Entlastungen.
Die Lebenshaltungskosten steigen wegen der höheren Konsumentenpreise auch in der Schweiz stark an. Diese Folge des Ukraine-Kriegs trifft besonders Arbeitnehmende sowie Rentnerinnen und Rentner mit tiefem Einkommen. Denn der prozentuale Anteil der Lebenshaltungskosten am Gesamtverdienst ist bei diesen Menschen deutlich höher, wie Zahlen der Haushaltsbudgeterhebung des Bundesamtes für Statistik zeigen:
Gegen diesen Preisanstieg will der Arbeitnehmerdachverband Travailsuisse nun vorgehen. Am Donnerstag präsentierte er vor den Medien in Bern einen 18-Punkte-Plan, um Renten und tiefe Löhne zu entlasten. Zentrale Forderungen sind strukturelle Lohnerhöhungen (insbesondere in Branchen mit hohem Frauenanteil), einen Schutz der Renten vor inflationärer Entwertung, Massnahmen zur Mieten- und Prämienverbilligung sowie eine steuerliche Entlastung der Arbeitnehmenden.
Inflation sei nicht gleich Inflation, sagte Thomas Bauer, Leiter Wirtschaftspolitik bei Travailsuisse. Denn Haushalte mit tiefen Einkommen seien durch die Teuerung besonders stark belastet. Bei ihnen würden die Ausgaben um vier bis fünf Prozent steigen – gegenüber Haushalten mit hohem Einkommen, wo die Steigerung bloss 1,7 Prozent betrage. Hinzu kämen steigende Krankenkassenprämien und Mieten. Es drohe ein veritabler Kostenschock für Arbeitnehmende und Rentnerinnen und Rentner mit tiefem Einkommen. Thomas Bauer:
«Das ist eine Gefahr für den sozialen Frieden der Schweiz.»
Auch die Travailsuisse angeschlossene Gewerkschaft Syna sorgt sich um die Sicherung der Kaufkraft. «Für Arbeitnehmende mit tiefen Löhnen braucht es dieses Jahr Lohnerhöhungen, die deutlich über die Teuerung hinausgehen», forderte Claudia Stöckli, Mitglied der Geschäftsleitung.
Sie sieht auch eine strukturelle Tieflohnproblematik – bedingt durch geografische und gleichstellungsspezifische Faktoren sowie gewerbliche Strukturen. Dies dürfe auch von politischer Seite nicht mehr toleriert werden, so Claudia Stöckli: «Es braucht Massnahmen, damit Arbeitnehmende in der ganzen Schweiz die gleichen Chancen auf anständige Löhne haben.» Das sei angesichts der steigenden Inflation umso dringender.
Die Forderungen von Travailsuisse und Syna ähneln jüngst geäusserten Vorschlägen von SP und Grünen. So fordern die Grünen eine Energiezulage für Haushalte mit tiefem Einkommen sowie eine Preisreduktion für den öffentlichen Verkehr. Die SP verlangt mit ihrem «Check fédéral» eine Prämienverbilligung sowie einen automatischen Teuerungsgleich, um die Renten zu sichern.