Jean-Philippe Gaudin muss Ende August den Nachrichtendienst des Bundes (NDB) verlassen. Nun ist klar, was der abtretende Geheimdienstchef danach beruflich macht.
Der 58-Jährige wird Strategic Affairs Director bei der Firma Sicpa. Das schreibt das waadtländer Familienunternehmen, das Sicherheitslösungen für staatliche und institutionelle Kunden entwickelt, auf seiner Homepage. Zuerst darüber berichtet haben «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche». In seinem neuen Job wird Gaudin laut Philippe Amon, Präsident und Chef von Sicpa, verantwortlich dafür sein, dass die Produkte auch den Anforderungen und Wünschen der Kunden entsprechen.
Auf Antrag von Verteidigungsministerin Viola Amherd hat der Bundesrat bereits im Mai die «einvernehmliche Trennung» vom Geheimdienstchef auf Ende August bekannt gegeben. Zum Verhängnis dürfte Jean-Philippe Gaudin die Crypto-Affäre geworden sein. In die Schlagzeilen geriet der NDB unter der Ägide des Waadtländers aber auch für seine Sammelwut.
Das 1927 in Lausanne gegründet Unternehmen Sicpa – wie seit Mitte Juni auch dessen Besitzer – stehen derzeit allerdings im Visier der Schweizer Justiz. Die Bundesanwaltschaft hat damals ein bereits 2015 eingeleitetes Korruptionsverfahren auf den Firmenchef ausgeweitet. Der Vorwurf lautet auf Bestechung ausländischer Amtsträger. Enthüllt hatte das Verfahren ursprünglich die Justizenthüllungsplattform Gotham City.
Zuvor stand Sicpa in den Schlagzeilen, als die Sicherheitsfirma im Frühling in der letzten Runde für den Zuschlag zur Programmierung des Schweizer Covid-Zertifikats unterlag. Der Auftrag ging schliesslich ans Bundesamt für Informatik. Laut eigenen Angaben beschäftigt Sicpa weltweit 3000 Mitarbeitende. Seine Tinten und Spezialmerkmale helfen Banknoten, Sicherheits- und Wertdokumente schützen.