Die Aronia ist in der Schweiz eine Beere mit Potenzial. Das hat auch die Biotta AG erkannt. Bis in zwei Jahren wird sich die Ernte der bereits bestehenden Produzenten verzehnfachen. Der grösste Produzent ist Hansueli Schmid in Oberbüren.
OBERBÜREN. Leana heisst die kleinste Aronia-Erntehelferin der Ostschweiz. Auf dem Feld ihrer Grosseltern Hansueli und Brigitte Schmid-Bosshart in Oberbüren pflückt und nascht die Dreijährige die dunkelroten Kraftbeeren. Der grösste Aronia-Hof der Schweiz ist 2,5 Hektaren gross. Die 5200 Pflanzen geben heuer drei bis vier Tonnen Beeren. Die Tendenz zeigt stark nach oben. «Insgesamt erwartet die IG Aronia für 2012 etwa elf bis dreizehn Tonnen Aronia von sehr guter Qualität. Das sind vier Tonnen mehr als im letzten Jahr», bestätigt der frühere «IG Aronia Schweiz»-Präsident und neue Geschäftsführer Peter Schmidli aus Flawil. Bis 2015 werde sich die Ernte der so genannten Powerbeere der heute sechzehn IG-Produzenten auf etwa 150 Tonnen verzehnfachen. Ab kommenden Jahr werde auch maschinell geerntet. Die Nachfrage ist gross. Biotta in Tägerwilen will 40 Tonnen Bio-Aronia abnehmen.
Hansueli Schmids Zukunft hängt an den robusten Kulturen auf zwei grossen Feldern im Weiler «Spitzrüti» bei Oberbüren. Die Aronia-Kulturen hat er vor drei Jahren erst gepflanzt, gleich nebenan reifen parallel auf insgesamt 1,5 Hektaren Holunderbeeren und 200 Heidelbeerbüsche. Auch die achtzig Aren Silomais stehen prächtig. Mit Freude läuft Schmid im blauen Leibchen und kurzen Hosen durch die Wiesen seiner Felder, zeigt begeistert, wie er produziert.
Ende August begann die Aroniaernte. «Da die Beere sehr robust ist, können wir sie während drei bis vier Wochen ablesen. Das Erntezeitfenster ist also gross und ideal für uns. Zudem sind Aronia-Produkte wie Presssaft über ein Jahr lagerfähig», berichtet Schmid, der keine andere Beere mit diesen Qualitäten kennt. Bis zu neun Kilogramm Aronia pflückt Schmid in einer Stunde. «Wenn man geübt ist und die Beeren eine optimale Grösse und Reife haben, so ist das möglich», sagt der flinke Bauer. 1600 Kilogramm sind bereits abgelesen, mehr als die Hälfte der erwarteten Ernte. Leana, der «Dreikäsehoch», hilft ihrem Grossvater freudig bei der Beerenernte draussen auf dem Feld. Dazwischen spielt sie unter einem grossen Sonnenschirm hinter dem Traktor mit der Appenzeller-Hündin «Olga» oder schaut ein «Globi»-Bilderbuch an.
«1991 hatten wir mit der Milchwirtschaft aufgehört und die Kühe verkauft. Unser Kleinbetrieb war zu wenig wirtschaftlich, und wir gründeten eine Betriebszweiggemeinschaft. Die Muttersauenhaltung gaben wir vor sechs Jahren auf.» Früher war die Muttersauenhaltung und Ferkelaufzucht sowie Schweinemast massgebend für den Betrieb. Mit Holunder und der Aroniabeere sehe er eine neue Chance, so Schmid. «Nach dem Holunderanbau im Jahre 2006 verfügen wir mit der Aroniabeere über ein zweites ökonomisches Standbein», erzählt Schmid, der eine Teilzeitstelle bei einem Landschaftsgartenbau-Unternehmen hat. Seine Frau arbeitet noch im Alters- und Pflegeheim. Schmid: «Wir müssen den finanziellen Ausfall nach dem Verkauf der Tiere vorübergehend kompensieren.» Einen Teil von Schmids Aroniabeeren trocknen Roland und Monika Kauderer in ihrer «Öpfelfarm» in Olmishausen bei Steinebrunn. Die Mooser Chäsi von Peter und Nicole Egger in Istighofen stellt aus einem anderen Teil der frischen Beeren seit 2011 Joghurt-Kreationen mit Aronia und Äpfel her.
«Ich selbst bin ein grosser Aronia-Fan und trinke täglich Presssaft. Rund hundert Liter Aroniasaft habe ich 2011 für uns pressen lassen», strahlt Hansueli Schmid. Den «Original-IG-Aronia-Presssaft 2012», in Halbliter-Mehrwegglasflaschen abgefüllt, verkauft er für zehn Franken ab Hof.
Die Öchslegrade, eine Masseinheit für das Mostgewicht des Trauben- oder auch Beerensaftes, seien gut. Schmids Aroniasaft hat 80 bis 90 Öchslegrade. Das ist ausgezeichnet. «Eine qualitativ hochwertige Ware», freut sich Peter Konrad, der neue Präsident von IG Aronia Schweiz, beim Kontrollbesuch in Oberbüren.