Die Staatsanwaltschaft Winterthur/Unterland hat ein Strafverfahren gegen einen Imam und drei Personen aus dem Umfeld der Winterthurer An'Nur Moschee eröffnet. Ihnen wird öffentliche Aufforderung zu Verbrechen und Gewalt vorgeworfen.
Im Rahmen einer öffentlichen Predigt in der An'Nur-Moschee soll ein äthiopischer Imam zum Mord an Muslimen aufgerufen haben, die sich weigern, an den gemeinsamen Gebeten in der Moschee teilzunehmen. Das teilte die Oberstaatsanwaltschaft des Kantons Zürich am Mittwoch mit. Der Imam soll die Anwesenden ausserdem aufgefordert haben, diese Muslime zu denunzieren. Die Rolle der drei weiteren Beschuldigten im Zusammenhang mit der Predigt ist unklar und Gegenstand der laufenden Untersuchung.
Bei drei Personen aus dem näheren Umfeld der Moschee hat die Staatsanwaltschaft zusammen mit der Kantonspolizei Zürich und der Stadtpolizei Winterthur am frühen Mittwoch morgen ebenfalls Hausdurchsuchungen durchgeführt. Die vier Beschuldigten werden der Staatsanwaltschaft zur Befragung übergeben.
Illegal im Land
Im Zuge der Hausdurchsuchung in der An'Nur Moschee hat die Zürcher Kantonspolizei vier Männer festgenommen, die dort übernachtet haben. Einer hält sich illegal in der Schweiz auf, den anderen wird Widerhandlung gegen das Ausländergesetz vorgeworfen. Die vier Männer sind zwischen 23 und 35 Jahre alt, wie die Kantonspolizei Zürich am Mittwoch mitteilte. Drei Männer stammen aus Algerien und Tunesien, der vierte Mann weigerte sich, seine Nationalität anzugeben.
Ausserdem weist die Kantonspolizei darauf hin, dass im Bereich der feuerpolizeilichen Vorschriften und der Lebensmittelhygiene in den Räumlichkeiten der Moschee Handlungsbedarf seitens der Winterthurer Behörden bestehe.
Hausdurchsuchung am frühen Morgen
Am frühen Mittwochmorgen hatte die Kantonspolizei Zürich zusammen mit der Stadtpolizei Winterthur die An'Nur-Moschee in Winterthur durchsucht. Erst vergangene Woche wurde bekannt, dass die An'Nur-Moschee voraussichtlich Ende Jahr schliessen muss. Die Vermieter lassen den Vertrag mit dem umstrittenen Gotteshaus auslaufen, und der Islamverein findet keine neuen Räume.
Die Moschee im Winterthurer Stadtteil Hegi geriet mehrmals wegen mutmasslicher Radikalisierung von Jugendlichen in die Schlagzeilen. Mehrere Jugendliche waren nach Syrien gereist und hatten sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen. Alle sollen in der An'Nur-Moschee (Arabisch für «das Licht») radikalisiert worden sein. (sda)