FESTIVAL: Umschlagplatz für Dinge und Geschichten

Zehn Tage lang war die St. Galler Lokremise Schaufenster für aktuelles Kinder- und Jugendtheater. Zu entdecken gab es bei «Jungspund» viel – schon im Foyer.

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Ein wunderbarer Tauschsalon: Der «Kiosk à Gogo» im Eingangsbereich des Festivals. (Bild: Sabrina Stübi)

Ein wunderbarer Tauschsalon: Der «Kiosk à Gogo» im Eingangsbereich des Festivals. (Bild: Sabrina Stübi)

Gummientchen, Holzgemüse, aber auch Gruselware wie handtellergrosse Plastikspinnen: Das Angebot im Kiosk von Herrn und Frau Sommer ist riesig. Lauter Kinkerlitzchen, von denen wir sowieso schon viel zu viele im Haushalt haben, derart verlockend ausgelegt, dass man einfach nicht achtlos vorbeischlendern kann. Bär Paddington im Dufflecoat schaut treuherzig; fast werden wir schwach. Gottlob ist der Kiosk gerade geschlossen – wir hätten auch keinen passenden Gegenwert in der Handtasche.

Spiel auf dem Grasteppich, unter Wasser, in den Lüften

Idee des «Kiosk à Gogo» im Empfangsbereich des Festivals ist nämlich nicht, der 24-Stunden-Konsumgesellschaft noch mehr Ramsch anzudrehen. Stattdessen wird ein lustvolles Spiel angezettelt, das Nachdenken über den Wert der Dinge angeregt. So ist der Kiosk Sinnbild dessen, was ein paar Meter weiter, hinter den schwarzen Vorhängen zwischen Bühne und Publikum stattfindet: ein Austausch von Geschichten, von Seh- und Hörerfahrungen. Zum Beispiel auf der grünen Wiese, mit Peter Rinderknecht als mitteilsamem Leithammel im Stück «Mein Name ist Schaf». In luftigen Höhen und Meerestiefen, unheimlich-poetisch in «Hocus Pocus», der Performance für zwei starke, oft schwerelos wirkende junge Männer der Company Philippe Saire. In 45 Minuten öffnet sich da ein Kosmos an Brüder-Mythen; wir tauchen ein in eine raffiniert getanzte Story. Am Kiosk wäre sie kaum bezahlbar.

Bettina Kugler