«Lichtraum» heisst das Programm zwischen komponierter und improvisierter Musik, das die St. Galler Querflötistin Béatrice Rogger und der bekannte Pianist Peter Waters am Samstag in der Tonhalle präsentieren werden.
Für die St. Galler Künstlerin Béatrice Rogger ist übermorgen ein besonderer Tag, wenn sie erstmals im Rahmen eines Kammermusikabends in der Tonhalle ihrer Stadt auftreten wird. Ein besonderer Abend ist es für sie aber auch, mit dem Pianisten Peter Waters im Duo aufzutreten. «Fünf Stunden haben wir letzten Sonntag geprobt. Es war wunderbar. Ich könnte jeden Tag fünf Stunden so proben», schwärmt die Flötistin. Schon als Jugendliche habe sie ihr Sackgeld für Konzerte mit Peter Waters ausgegeben. Der Pianist inspiriere sie heute zu neuen Klangfarben und zu einem noch ausgefeilteren Spektrum auf der Flöte. «Mich begeistern Peter Waters' hochkonzentrierter Umgang mit dem Klang sowie seine Differenziertheit und seine Sensibilität», sagt die Musikerin, die bereits mit Künstlerinnen und Künstlern wie Ursula Oelke (Klavier), Karl Raas (Orgel), Sergio Pastore (Gitarre) oder Praxedis Hug (Harfe) aufgetreten ist.
Ein wichtiger Lehrer war für Béatrice Rogger Kiyoshi Kasai, bei dem sie die japanische Flötenschule intensiv erlernt hat. Für ihre Interpretation japanischer Flötenmusik wurde sie in Zürich vor sechzehn Jahren als Preisträgerin bei den Orpheus Konzerten ausgezeichnet. Musik machen bedeutet für Béatrice Rogger Geschichten zu erzählen, mit Stimmungen zu berühren und den Hörer auf eine Reise mitzunehmen. Schon mit neun Jahren wollte sie Musikerin werden und sammelte damals die Platten des legendären Flötisten James Galway. Mit sechzehn hat sie an Meisterkursen auf Sardinien teilgenommen.
«Lichtraum» heisst das Programm am Samstag in der Tonhalle. Warum haben Waters und Rogger einen «optischen» Titel für ihr Rezital gewählt? «Ich denke da durchaus an Musik, die ins Helle führt, eine Klangreise ins Licht, in etwas Zuversichtliches», sagt Béatrice Rogger. Musik muss für sie ehrlich und authentisch sein, fassbar auch und lebensnah. «Ein Stück weit wünsche ich mir, dass Musik es ermöglicht, die normale Zeit-Raum-Dimension zu verlassen, in neue Räume, in entrückte Welten eintauchen zu können. Mit Musik möchte ich meinem Publikum auch ein Stück ganz spezieller Identifikationsmöglichkeit mitgeben.» Musik fange da an, wo das Wort aufhöre, zitiert Béatrice Rogger eine bekannte Weisheit. «In der Musik liegt eine grosse Kraft und in ihr ist Platz für Freude, Wut, Trost, Trauer, aber auch Gebet.»
Am Samstag haben Béatrice Rogger und Peter Waters ein Programm zusammengestellt, das komponierte und frei improvisierte sowie jazzige Musik vereint. Bachs h-Moll-Flötensonate hat da genauso Platz wie die Ballade von Frank Martin. Von Gabriel Fauré, einem Komponisten, dem sich Peter Waters seit Jahren speziell widmet, erklingen Lieder in Bearbeitungen für Flöte und Klavier, die wiederum auch improvisierte Teile enthalten. Solistisch ist Peter Waters mit einer Chopin-Ballade und einem Präludium und Fuge von Bach vertreten.
Den Kontakt zu Peter Waters, dessen Musik Béatrice Rogger seit Jugendzeit begleitet, hat die Flötistin über Facebook hergestellt. Beide verbindet die Liebe zur improvisierten Musik, das Interesse, mit Musik «aus dem Moment heraus» zu arbeiten. Gerne erinnert sich Béatrice Rogger da an eine humorvolle Episode, einen Auftritt mit dem Theater Parfin de siècle im sommerlichen Botanischen Garten: Am lautesten hätten die Frösche beim Flötenspiel gequakt. Die Künstlerin liess sich nicht beirren und hat die Frosch-Musik flugs in ihre Darbietung improvisierend eingearbeitet.
Konzerte: Sa, 23.2., Tonhalle, St. Gallen, 20 Uhr (VV: Musik Bachmann); So, 24.2., Aula Gringel, Appenzell, 17 Uhr