Friedliches Nebeneinander

Der St. Galler Fotokünstler Manuel Giron hat einen Bildband über St. Gallen herausgebracht. Menschen kommen auf seinen Stadtansichten nicht vor, dafür sieht man überraschende Details zwischen altem und modernem St. Gallen.

Martin Preisser
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Spiegelungen, Licht und Schatten – das sind wichtige Themen auf Manuel Girons Fotografien: Szene am St. Galler Bahnhof. (Bild: Manuel Giron)

Spiegelungen, Licht und Schatten – das sind wichtige Themen auf Manuel Girons Fotografien: Szene am St. Galler Bahnhof. (Bild: Manuel Giron)

Die Wendeltreppe ins Obergeschoss der Buchhandlung Rösslitor wirkt fast wie ein Blick in ein riesiges Düsentriebwerk. Schattenstreifen beim Eingang zum Pfalzkeller kontrastieren mit Busoberleitungen. Eine Wasserwelle geht in ein welliges Metalldetail des Einkaufszentrums Grossacker samt Silberturm über. Moderne Fenster eines Bankgebäudes antworten auf die Vierecke eines Riegelbaus. Manuel Giron, den man in St. Gallen von der im Juni geschlossenen Casa Latinoamericana kennt, ist auch im Ausland ein gefragter Fotograf. So stellt er seine Bilder regelmässig in München oder Barcelona aus.

In Richtung Abstraktion

Moderne Städtelandschaften interessieren ihn und die Materialien moderner Architektur. Wobei seine Blicke auf Architekturdetails durchaus in Richtung Abstraktion gehen. Im neuen Bildband über St. Gallen, der knapp vierzig querformatige Arbeiten vereint, ist Manuel Giron dem Reiz und der Spannung zwischen Traditionellem und Modernem nachgegangen. Er sucht Verbindungen zwischen den Formen von Architektur und findet formale Übereinstimmungen. Das Alt und Neu nebeneinander befruchten sich.

Auf die neueste Architektur von St. Galler Hochhäusern angesprochen, findet Giron nur lobende Worte. «Eine Stadt wächst, entwickelt sich, hat ihren Rhythmus. Moderne Akzente sind wichtig und sehr interessant. Wir können kein Museum bleiben.» Jedes Jahr ist der Fotokünstler einen Monat in Paris, wo er die «surreale Atmosphäre» der speziellen Modernität dort liebe.

Stadtwerke als Sponsor

Sein Buch über St. Gallen will er als Kulturbeitrag an seine Heimat verstanden wissen. Er verdient nichts an dem in einer Auflage von hundert Exemplaren gedruckten Band. Die Druckkosten haben die St. Galler Stadtwerke als Sponsor übernommen.

Was Manuel Giron besonders mag, sind Reflexionen und Spiegelungen, sei es an einer Glasfassade oder auf dem natürlichen Wasser. Ebenso sehr liebt er das Spiel von Licht und Schatten. Für beide fotografischen Interessen liefert das Buch schöne Beispiele. Nach dem Durchblättern hat man irgendwie die Idee, dass Alt und Modern in dieser Stadt gut miteinander auskommen. Und mit einigen poetischen Naturbildern erinnert man sich wieder einmal bewusster daran, in welcher speziellen Natur St. Gallen liegt.

Buchpräsentation: Mi, 13.11., Freihandbibliothek (Katharinengasse 11), 19 Uhr. Das Buch ist unter www.manuelgiron.ch erhältlich.