Tourismus muss sich selbst helfen

Die Nachricht: Nach der Aufwertung des Frankens beklagen Tourismusgebiete und Hoteliers starke Einbussen bei den Gästezahlen.

Andrea Masüger
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Der Kommentar: Die Tourismusbranche hat Ähnlichkeiten mit der Landwirtschaft: Die eine Hälfte der Betriebe jammert und die andere versucht, sich mit innovativen Angeboten über Wasser zu halten. Auch in puncto staatlicher Förderung gibt es Parallelen: Die Bauern wurden von Bern traditionellerweise gehätschelt bis zur Überproduktion. Für den Fremdenverkehr gab es Sonderprogramme und eine Spezialregelung bei der Mehrwertsteuer.
Am Mittwoch hat der Bundesrat ein ganzes Paket von Massnahmen zugunsten der Tourismusindustrie beschlossen, unter anderem über 200 Millionen Franken Finanzhilfe für Schweiz Tourismus. Ganz allgemein ist die nationale Politik der Branche gewogen: Das Gezerre um die Ausführung der Zweitwohnungsinitiative zeigt, dass weite Kreise die Berggebiete nicht allein lassen wollen.
Dieser Goodwill gegenüber einer wichtigen Branche im Berggebiet stösst aber in dieser selber auf eine recht irritierende Resonanz. So hält man stur am Allerweltsheilmittel Zweitwohnungen fest, vergrätzt aber gleichzeitig Besitzer solcher Objekte mit zusätzlichen Steuern und Abgaben. Stattdessen müsste man diese pflegen und zu Botschaftern der Region machen. Bequem ist auch die Ausrede, dass der starke Franken Einheimische gen Italien und Österreich treibt. Vielerorts verpasst man aber nur, das eigene Angebot attraktiver zu gestalten oder die Bar im 5-Sterne-Hotel so lange offen zu lassen, wie Gäste da sind. Wer Schweizer Hotels besucht, steht oft vor der ernüchternden Erkenntnis, dass nicht der Gast im Mittelpunkt steht, sondern das Bestreben des Besitzers oder Geschäftsführers, alles möglichst reibungslos hinter sich zu bringen. Es wäre Zeit, dass nicht nur einige Superhoteliers dies begreifen würden, sondern eine ganze Branche.
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