Die Bahn will im Freizeitverkehr zulegen. Zurecht. Doch ist die Idee, Intercity-Züge an Wochenenden anders verkehren zu lassen, der Weisheit letzter Schluss?
Die SBB umwerben die Ausflügler. Selbst ihr Paradezug, der IC1 auf der Ost-West-Achse, könnte künftig an Wochenenden in Zürich in Richtung Graubünden abzweigen statt nach St. Gallen. Der Grund: Die Bahn will im Freizeitverkehr zulegen. Dort ist ihr Marktanteil nicht einmal halb so hoch wie bei den Arbeitspendlern.
Dass Züge am Wochenende anders fahren und neue Direktverbindungen ermöglichen, leuchtet zunächst ein. Menschen, die wochentags für die Arbeit von Bern nach Zürich pendeln, wollen am Wochenende eher in die Berge als ans Limmatquai.
Das Potenzial ist aber möglicherweise kleiner, als es sich die Bahn erhofft. Selbst wenn Berner Skifahrerinnen und Wanderer Chur umsteigefrei im Intercity erreichen, sind sie noch lange nicht auf der Piste oder dem Wanderweg. Das Berner Oberland und das Wallis bleiben für Tagesausflügler wohl erste Wahl. Attraktiv sind solche Verbindungen vor allem für Ferienreisende. Das sind viele, aber nicht Tausende jedes Wochenende.
Ob es sich für sie lohnt, ein Erfolgsrezept des Schweizer ÖV, einen immer gleichen und leicht merkbaren Fahrplan, über den Haufen zu werfen? Vielleicht wären die SBB im Freizeitverkehr mindestens so erfolgreich, wenn sie anderswo ausbauen würden – mit genug Veloplätzen, viel Stauraum für Gepäck und günstigen Tickets für Familien. Dafür würde der eine oder andere Ausflügler sicher auch einmal mehr umsteigen.