Leserbrief
Demonstrationen wegen AHV-Ja: Undemokratische Reaktion verblendeter Verliererinnen?

«Nach Ja zur AHV Reform: Linker Zorn gegen bürgerliche Frauen», Ausgabe vom 27. September

Drucken

Das knappe Ja an der Urne zur AHV-Reform und damit die Erhöhung des Rentenalters für Frauen auf 65 Jahre hat sich die Politik des linken Lagers selbst eingebrockt. Eine Politik, die jahrzehntelang die Entwertung und Auslagerung von Mutterschaft befeuert und dies mit Gleichstellung verwechselt hat, hat nun der Wirtschaft für ein weiteres Jahr günstige Arbeitskräfte beschert.

Dass es die sozialpolitischen Gendersternchen- und Bunte-Fahnen-Parteien nicht erreicht haben, Lohngleichheit zu schaffen, und dafür keine Argumente fanden, ist offenbarend.

Eugenia Good, Altdorf


Der «Linke Zorn» nach dieser Abstimmung ist eine undemokratische Reaktion verblendeter Verliererinnen. Benachteiligungen von Männern werden gerne ignoriert. Würde die Lebenserwartung als Faktor mitberücksichtigt, dürften Schweizer Männer bis drei Jahre vor den Frauen in Rente gehen. Militärdienst leisten oder Wehrpflichtersatz bezahlen müssen nur Männer. Lohnungleichheiten in der Berufswelt sind tatsächlich vorhanden. Wird einer Person (Frau oder Mann) mit eigener Familie für die gleiche Arbeit/Leistung mehr vergütet als einem Single, ist das verständlich. Geschlechtsunabhängigkeit, wenn ein Rollentausch anstelle des klassischen Modells vorliegt, müssen aber Pflicht und die Geschlechterzusammensetzung einer modernen Ehe egal sein.

Gewisse Arbeitgeber, etwa öffentliche Betriebe, sind bereits an Lohnklassen gebunden. Gehen wir von unverheirateten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aus, sehe ich eine ziemliche Chancengleichheit. Die Probleme entstehen erst, wenn Ehen geschlossen werden und nicht beide Parteien voll erwerbstätig sind. Da ist es logisch, dass bis zum Pensionsalter nicht gleich viel einbezahlt wird und ergo nicht identische Rentenansprüche entstehen. Davon kann eine Hausfrau/Mutter genau gleich betroffen sein wie ein Hausmann/Vater. Es ist leider unmöglich, die wertvolle Arbeit in Haushalt und Kindererziehung gleich zu entlöhnen und zu versichern wie in der Berufswelt. Wir haben also nicht primär ein Mann-Frau-Problem, sondern der Grad der Berufstätigkeit verursacht die Diskrepanzen in Säule 1 und 2. Ein Perpetuum mobile für Rentenbezüge, die niemand finanzieren muss, existiert nicht. Das ist kein Grund, ein ewiges Hickhack «Mann gegen Frau» zu veranstalten.

Rudolf Frauchiger, Emmenbrücke