«Vom Grimm-Klassiker bis zur ‹Schneekönigin›», Ausgabe vom 15. Dezember
Im Mittwoch, dem 14. Dezember, besuchte ich mit meinem sieben Jahre alten Enkel die «Schneekönigin» im Luzerner Theater. Trotz nicht gerade lobender Worte aus dem Bekanntenkreis wollte ich mir selbst eine Meinung darüber machen, wie man hier aus einem schönen Märchen eine Oper produziert hat. Der Gesang war meistens unverständlich und auch die gesprochenen Passagen. Das Stück, gedacht für Kinder ab sechs Jahren, war schwierig zu verstehen (man kann als Erwachsener nicht dauernd Erklärungen abgeben). Warum wohl waren bei dieser von der Migros vergünstigten Vorstellung ein Drittel der Plätze leer? Früher war das Theater immer voll besetzt.
Mein Mann und ich haben seit mehr als 50 Jahren ein Abonnement des Luzerner Theaters. Die Inszenierungen haben sich gewandelt, wir mussten uns manchmal gewöhnen. Aber weshalb bringt man zur Weihnachtszeit nicht wieder die alten Märchen? Die Kinder wären sicher sehr begeistert. Gerne erinnere ich mich als Kind an «Frau Holle», an «Hänsel und Gretel», an «Zwerg Nase», «Peterchens Mondfahrt», an den «Gestiefelten Kater» oder an «Schneeweisschen und Rosenrot». Einfach alles war damals märchenhaft, die Kulissen und Kostüme, dazu die verständlich gesprochenen Inhalte. Wenn dann etwas Spannendes passierte, fieberten die Kinder mit oder klatschten begeistert. Am Ende der Aufführung stand auf der Bühne ein Christbaum, voller brennender Kerzen, die Akteure und das ganze Publikum sangen «Stille Nacht». Die ältere Schauspielerin Hede Weisker-Weimann sass in einem grossen Schaukelstuhl und gab den Kindern noch ein paar Worte mit auf den Weg.
Wäre es nicht einen Versuch wert, die alten Märchen wieder aufzuführen und die Kinder eintauchen zu lassen in diese mystische Wunderwelt?
Hedy Eicher, Luzern