De Schepper
Urgesteine mit Gewicht

Am Wochenende geben die grossen Schweizer Zeitungen gerne Persönlichkeiten das Wort, um die grossen Fragen der letzten Tage und Wochen einzuordnen

Werner De Schepper
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Aargauer Zeitung

In der «Nordwestschweiz» war es Franz Steinegger, der das Ja zur Masseinwanderungsinitative aus freisinniger Warte kommentierte: «Hätte das Schweizer Volk über die Teilnahem der Schweiz am Binnenmarkt abgestimmt, wäre die Initiative haushoch abgelehnt worden. Dabei haben wir im Grunde genau darüber abgestimmt.»

Im «Magazin» des Tagesanzeigers» war es Peter Bodenmann, der in der Titelgeschichte die Folgen des 9. Februar aus linker Sicht beschrieb: «Die Mehrheit will die Bilateralen behalten. Aber weniger Zuwanderung. Wir können europakompatibel die Produktiviät pro Arbeitskraft erhöhen, die Enwanderung so dämpfen und erst noch davon profitieren. Ein Mindestlohn von 4000 Franken zwingt Unternehmen zum Rationalisieren.»

Im selben «Magazin» entgegnet Pascal Couchepin in einem Essay Christoph Blocher, der nach dem 9. Februar die Romands als weniger schweizerisch und patriotisch bezeichnet hatte: «Darin besteht Patriotismus: Werte weitergeben, ohne zu glauben, dass die Welt stillstehen wird nach unserer Generation.»

Franz Steinegger wird diese Woche 71 Jahre alt. Seit 2001 ist er nicht mehr Präsident der FDP. Seit 2003 ist er nicht mehr im Nationalrat. Peter Bodenmann wird diesen Monat 62 Jahre alt. Seit 1997 ist er nicht mehr Präsident der SP und nicht mehr im Nationalrat. Seit 1999 ist er nicht mehr Staatsrat. Pascal Couchepin wird im April 72 Jahre alt. Seit 2009 ist er nicht mehr Bundesrat.

Drei Wochen nach dem 9. Februar 2014 sind die grossen Einordner dieses Landes Männer aus einer anderen Generation. Es ist ein Armutszeugnis für alle amtierenden Parteipräsidenten und Bundesräte.

Nach dem Ja des Volkes zur Alpeninitiative war die Situation ähnlich verfahren. Die Inititive galt europapolitisch als nicht umsetzbar. Genau diese drei Männer - Couchepin, Bodenmann und Steinegger - haben dann gezeigt, wie man es machen muss: Sie haben die Köpfe zusammengesteckt und als europakompatible Antwort die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe LSVA geschaffen. Die LSVA zwang das Schweizer LKW-Gewerbe zu rationalisieren und drängte erst noch die ausländischen Konkurrenten aus dem Markt. Stinkige und halbbeladene Brummis über die Alpen kann sich heute niemand mehr leisten. Im Vergleich zum Referenzszenario nahm die Zahl der LKW-Fahrten flächendeckend ab.

Sind FDP-Bundesrat Didier Burkhalter, SP-Präsident Christian Levrat und FDP-Präsident Philipp Müller fähig, es jetzt ihren Vorgängern gleich zu tun? Die Hoffnung stirbt zuletzt.