Polemik
Ein Terror-Maulkorb für Politiker

Parteipolitik hat im Nachgang von Terroranschlägen nichts verloren.

Fabian Hock
Fabian Hock
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Die Posts auf Facebook sind nach den Anschlägen in Paris in deutliche Worte gefasst.

Die Posts auf Facebook sind nach den Anschlägen in Paris in deutliche Worte gefasst.

KEYSTONE/GAETAN BALLY

Am Tag nach den Anschlägen von Paris sah ich auf meiner Facebook-Seite eine Nachricht einer Frau mit tricoloregefärbtem Profilbild. Sie forderte in einem Atemzug Solidarität mit Frankreich und das Schliessen der Grenzen für Flüchtlinge.

Ich weiss nicht, wie viel Heuchelei auf einen 10 cm mal 10 cm grossen Ausschnitt eines Computerbildschirms passt. Viel mehr als das geht kaum.

Noch weit entfernt von dieser Geschmacklosigkeit, aber dennoch auf fragwürdigem Terrain, bewegte sich SP-Politiker Cédric Wermuth, der kurz nach dem Attentat auf Twitter — ebenfalls im selben Atemzug — vor «religiösen Fundamentalisten und rechten Scharfmachern» warnte. Weitere Beispiele von links wie rechts gibt es zuhauf.

Die öffentliche Anpreisung der eigenen politischen Haltung im Lichte solch grausamer Ereignisse wie jener in Paris – und das noch bevor die letzten Leichen von den Tatorten geborgen sind – lässt mich sprachlos zurück.

Da die Vernunft alleine hier offenbar nicht ausreicht, braucht es zumindest für Politiker einen mindestens einwöchigen Maulkorb für politische Profilierungsbotschaften nach solchen Tragödien. Für den Rest gibt es immerhin die «Blockieren»-Funktion.