Der Verdacht verdichtet sich und ist schon beinahe Gewissheit: Die Iran-Atomverhandlungen in Genf und Lausanne in diesem Frühling wurden ausgespäht. Der Kommentar.
Entsprechende Hinweise gab es freilich bereits vor drei Monaten: Anonyme amerikanische Regierungsmitarbeiter sprachen damals mit überraschender Offenheit von Spionage gegen die Gespräche in der Schweiz und beschuldigten Israel.
Selbstverständlich dementierte Israel. Und auch jetzt bestreitet die Regierung Netanjahu vehement ihre Verwicklung in den Spionagefall. Bloss sind die Indizien inzwischen noch eindeutiger. Denn der eingesetzte Computervirus – eine sehr kostspielige, technisch anspruchsvolle Entwicklung – ist offenbar mit Stuxnet verwandt. Das war jene Spionagesoftware, mit der Israel und die USA 2010 die iranische Uran-Anreicherungsanlage Natans ausgespäht hatten. Hinzu kommt der politische Aspekt: Israel sitzt bei den Atomverhandlungen nicht mit am Tisch, ist aber der schärfste Gegner des Atomdeals mit Iran. Verständlich, dass die Regierung in Jerusalem mit allen Mitteln herauszufinden versuchte, was in Genf geredet wurde. Bloss zugeben wird sie das nie. Und endgültig nachweisen wird man es ihr auch nie können.