Hunderte Bootsflüchtlinge lassen im Mittelmeer ihr Leben. Nun will die EU mehr Rettungsschiffe in die Region schicken. Dafür ist es höchste Zeit.
Fachleute warnten seit letztem Herbst: Ab Frühjahr würden wieder Zehntausende die riskante Überfahrt wagen. Allen war klar, dass die bestehenden Rettungsmissionen dafür nicht ausreichen. Wenn die EU nun endlich ihre Rettungsmissionen verstärkt, ist das richtig. Tausende Frauen, Kinder und Männer in Seenot sind unmittelbar vom Tod bedroht. Das Mögliche zu tun, um ihnen zu helfen, ist eine humanitäre Pflicht.
Natürlich ist damit nicht aus der Welt geschafft, was die Menschen aus ihrer Heimat in Afrika und dem Nahen Osten vertreibt: Perspektivlosigkeit wegen Krieg und Armut. Und natürlich kann Europa nicht alle Flüchtlinge aufnehmen. Das muss Europa aber auch gar nicht: Millionen Vertriebene aus Afrika und dem Nahen Osten haben in ihren Nachbarländern Zuflucht gefunden.
Europa braucht aber auch eine langfristige Antwort auf die Migrationskrise. Die Situation in den Herkunftsländern kann sie kaum beeinflussen, und die Schlepperbanden wird sie nicht auslöschen können. Es besteht kein Zweifel daran, dass auch in den kommenden Jahren Zehntausende Asyl beantragen werden. Umso dringender muss die EU entscheiden, wer diese Flüchtlinge aufnimmt und wer dafür bezahlt. Während diese Fragen ihrer Klärung harren, hat Europa keine andere Wahl, als jenen Flüchtlingen beizustehen, die in Seenot geraten. Es nicht zu versuchen, bedeutet, sie einfach ertrinken zu lassen.