KOMMENTAR
Liebe Gastronomen, es ist dann mal gut mit Jammern

Der Bundesrat kann beschliessen, was er will: Die Gastrobranche jammert. Das beginnt langsam zu nerven.

Stefan Schmid
Stefan Schmid
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Freude herrscht: Die Terrassen sind wieder offen.

Freude herrscht: Die Terrassen sind wieder offen.

Bild: Keystone

Keine Frage, die Zeiten sind schwierig für das Gastgewerbe. Dafür haben alle Verständnis. Doch wer ständig und routiniert jammert, wird irgendwann unglaubwürdig.

Dies droht der Schweizer Gastrobranche nach der jüngsten Polemik ihres umtriebigen Präsidenten, Casimir Platzer, gegen den Bundesrat.

Offensichtlich spürt der Hotelier aus Kandersteg nicht mehr, wann die Grenzen erreicht sind.

Der Bundesrat kann eigentlich beschliessen, was er will: Platzer ist stets zur Stelle und zerzaust den Plan. Das ermüdet. Zumal es der Schweizer Gastrobranche bedeutend besser geht als vielen Restaurant- und Hotelbetreibern im angrenzenden Ausland.

Während Deutschland und Frankreich Ausgangssperren beschliessen, sind bei uns immerhin die Terrassen offen. Treffen mit Freunden bei einem Gläschen Wein sind wieder möglich. Das ist allerhand angesichts der epidemiologischen Situation.

Doch nicht nur Platzer überspannt den Bogen, auch regionale Gastronomen laufen Gefahr, nicht mehr ernst genommen zu werden. Natürlich ist es mühsam, die Formulare für den Erhalt von Härtefallgeldern auszufüllen. Und ja, es gibt sie, die stossenden Beispiele von innovativen Beizern, die sich kreativ über Wasser gehalten haben und nun nicht vom staatlichen Geldregen profitieren können.

Unter dem Strich jedoch wird der leidenden Branche unbürokratisch und rasch geholfen. Die zuständigen Wirtschaftsämter in den Kantonen, welche die Gesuche prüfen und die Gelder freigeben müssen, haben viel zu tun. Dennoch ist es richtig, dass sie sich auch unter Druck Mühe geben, jeden Einzelfall zu prüfen. Karin Jung, die Chefin des Amtes für Wirtschaft des Kantons St. Gallen, sagt zu Recht: Da werden Steuergelder verteilt. Die Bürgerinnen und Bürger haben ein Anrecht darauf, dass dies sorgfältig geschieht. Und sie hat auch Recht, wenn sie sagt, es könne nicht darum gehen, Betriebe zu retten, die schon vor der Krise vor dem Konkurs gestanden haben. Wer strukturell ein Problem hat, ist kein Härtefall.

Halten wir uns an das Positive: Der Frühling ist da, die Terrassen sind offen – und voll mit Menschen, die sich über die Rückkehr eines Stücks Normalität freuen. Jammern ist da fehl am Platz.