Kommentar
Herzlichen Glückwunsch, kleine Schwester

Alles Gute zum Geburtstag, liebes «Saiten». Gut, dass es dich gibt. Die Ostschweiz hat einen lebhaften publizistischen Wettbewerb verdient.

Stefan Schmid
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Stefan Schmid. (Bild: Benjamin Manser)

Stefan Schmid. (Bild: Benjamin Manser)

«Saiten», das monatlich erscheinende Ostschweizer Kulturmagazin, feiert seinen 25. Geburtstag. Alles Gute, kleine Schwester. Wir wünschen dir, dass es dich noch lange gibt. Mögest du die turbulente Phase, in welcher sich fast alle Medien aktuell befinden, möglichst schadlos überstehen.

Für die Stadt St. Gallen, das kulturelle Zentrum der Ostschweiz, aber auch für die ländlicheren Regionen unseres Landesteils, ist deine Existenz von nicht zu unterschätzender Bedeutung.

Du bist mit deiner pointiert linken Haltung in allen politischen Fragen nicht nur das Zentralorgan eines rot-grünen Zirkels, der mit dem liberalen «Tagblatt» manchmal seine liebe Mühe bekundet.

Du bist vor allem auch ein publizistischer Referenzpunkt für viele Ostschweizer Kulturinstitutionen und noch mehr Kulturinteressierte, die sich in deinen Spalten gespiegelt sehen.

Dein Layout versprüht zwar den Charme einer antikapitalistischen Schülerzeitung aus den 1990er Jahren. Aber das machst du ja wahrscheinlich mit Absicht. Du willst anders sein. Unkonventioneller, unangepasster, unverfrorener. Das Retro-Layout ist ein Statement. Und dein Veranstaltungskalender ist schlicht fantastisch. Man erhält auf einen Blick serviert, welches Konzert, welche Ausstellung oder welchen Film man keinesfalls verpassen darf. Immer wieder gelingt es dir, kulturpolitische Debatten mitzuprägen, mitunter gar anzustossen. Begnadete Schreiber und Denker wie Peter Surber, der einstige Kulturchef des St. Galler Tagblatts, gehören zu jenen Stimmen der Region, die man gerne hört und liest.

Die Ostschweiz braucht nicht nur eine Tageszeitung mit einem starken Onlineportal. Sie braucht auch ein aufgewecktes Kulturmagazin, das sich erdreistet, ab und an politische Tänze aufzuführen.

Beschränkt euch also bitte nicht darauf, jede noch so kleine kulturelle Nische grell auszuleuchten und der Ostschweizer Kulturszene eine zusätzliche Bühne zu bieten.

Kümmert euch weiterhin um gesellschaftliche, also im weitesten Sinne politische Fragen, die unsere Stadt, unsere Region bewegen. Kapriziert euch nicht darauf, aus Neid oder Häme auf die grosse Schwester einzudreschen.

Fordert uns mit provokativen Ideen, überraschenden Geschichten und ja: investigativen Recherchen heraus. Die Ostschweizerinnen und Ostschweizer haben einen lebhaften publizistischen Wettbewerb verdient.

In diesem Sinne wünschen wir dir ein frohes Fest. Ein Cin-Cin auf dich. Auf die Kultur. Auf den Ostschweizer Journalismus. Auf weitere 25 Saiten-Jahre.