Die Nachricht: Am diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos war die Geldpolitik ein Thema am Rande. Vor zwei Jahren war das noch ganz anders.
Der Kommentar: Kaum einer wirkte am WEF so entspannt wie er: Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank. Federnden Schrittes sah man ihn von einer Veranstaltung zur nächsten schreiten, immer ein Lächeln auf den Lippen, ein Gruss hier, ein Schulterklopfen da.
Vor zwei Jahren war alles anders. Jordan hatte gerade die Euro-Untergrenze aufgehoben und damit einen Sturm auf den Devisenmärkten ausgelöst. Eingeschüchtert und ehrfürchtig blickte man auf Notenbanker wie Jordan und ihr mächtiges geldpolitisches Arsenal. Die Geldpolitiker allein, so glaubte man, hätten die Mittel und die Macht, um die Wirtschaft aus dem Tal herauszuführen.
Dieser Glaube ist erschüttert. Die Notenbanken sind out, entzaubert, langweilig. Und das ist auch gut so. Jetzt übernehmen wieder die Politiker das Kommando. Das war deutlich spürbar am WEF. Augen und Ohren waren auf den chinesischen Präsidenten Xi Jinping oder die britische Ministerpräsidentin Theresa May und ihre politischen Agenden gerichtet. Und auch Donald Trump waberte durch Davos, obwohl er physisch nicht vor Ort war.
Heute geht es um Steuerpolitik, Strukturpolitik, Handelspolitik. Mit diesen klassischen Werkzeugen wollen Politiker wie Trump die Wirtschaft auf den Pfad der Prosperität zurückführen. Auch Theresa May und Xi Jinping setzen auf die Macht der Politik. Einzig in den Euro-Ländern scheint alles beim Alten zu bleiben. Echte politische Reformen scheinen undenkbar wie eh und je. Der alte Kontinent vertraut weiterhin allein auf die Kraft der Geldpolitik, um aus der Wirtschaftsmisere herauszukommen. Das wird nicht funktionieren. Das ist ein Irrweg.
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