Café Fédéral
Der Verlust der Attraktivität

Männer können weniger gut alleine sein, Frauen leiden mit zunehmendem Alter unter «altersbedingtem Attraktivitätsverlust». So begründete das Bundesamt für Statistik den Fakt, dass weniger Frauen als Männer nach der Scheidung wieder heiraten.

Kari Kälin
Kari Kälin
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Laut Bundesamt für Statistik hat Melinda Gates als Frau weniger gute Karten, nochmals zu heiraten.

Laut Bundesamt für Statistik hat Melinda Gates als Frau weniger gute Karten, nochmals zu heiraten.

Keystone

Der Zahn der Zeit schläfert auch die Liebe von Prominenten ein. Nach 27 Jahren Ehe verkündeten Bill (65) und Melinda Gates (56) ihre Trennung. Nimmt man hiesige Verhältnisse zum Massstab, surfen sie mit dem Scheidungszeitpunkt auf dem Zeitgeist: Die Zahl der Ehen, die erst nach 20 oder mehr Jahren zerbricht, steigt laut dem Bundesamt für Statistik. Wie gut stehen die Chancen, dass die Neogetrennten wieder heiraten? Zumindest in der Schweiz hätte Bill die besseren Karten.

Geschiedene Männer, sie schnappen sich dabei eine Jüngere, gehen häufiger nochmals den Bund der Ehe ein als geschiedene Frauen. Das Bundesamt für Statistik, das in der Regel bloss nüchtern Fakten wiedergibt, wagte im letzten Jahr einen Erklärungsversuch für diese Ungleichheit: Männer könnten nicht so gut allein sein und bei den Frauen könnte «altersbedingter Attraktivitätsverlust» auf dem Heiratsmarkt einen neuen Bund fürs Leben vereiteln. Die ebenso bürokratische wie taktlose Formulierung «altersbedingter Attraktivitätsverlust» löste Proteste in sozialen Medien aus.

Das Bundesamt für Statistik entschuldigte sich und räumte kleinlaut ein, die genannten Hypothesen liessen sich mit dem vorhandenen Zahlenmaterial nicht verifizieren. Auch mit Bill Gates lässt sich die Interpretation der Statistiker nicht erhärten. Laut Medienberichten verbrachte er jedes Jahr, auch während seiner Ehe, Ferien mit seiner Ex-Freundin – die heute 70-jährig ist.