Abstimmung
Was dürfen Tagesschulen kosten? Das müssen Sie zur geplanten flächendeckenden Einführung in der Stadt Zürich wissen

Am 25. September entscheidet das Stadtzürcher Stimmvolk über die flächendeckende Einführung von Tagesschulen. Zur Abstimmung kommen zwei Varianten: eine teurere und eine billigere.

Matthias Scharrer Jetzt kommentieren
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Die Schule Bungertwies in Zürich erprobt das Tagesschulmodell schon seit Jahren.

Die Schule Bungertwies in Zürich erprobt das Tagesschulmodell schon seit Jahren.

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Mit einem breit angelegten Pilotversuch hat der Zürcher Stadtrat seit 2016 die Einführung von Tagesschulen lanciert. Nun geht es bei der Abstimmung am 25. September um deren definitive Einführung. Zur Abstimmung kommen zwei Varianten: Die Vorlage des Stadtrats – und die von der linksgrünen Gemeinderatsmehrheit veränderte Vorlage. Die im Parlament Unterlegenen, nämlich FDP und SVP, hatten das Referendum ergriffen. Hier finden Sie die wichtigsten Fragen und Antworten zur Abstimmung.

Was heisst da Tagesschule?

Tagesschulen sind Schulen, an denen die Kinder über Mittag bleiben können, wenn sie nachmittags Schule haben. Sie erhalten ein warmes, ausgewogenes Mittagessen und werden professionell betreut, schreibt der Zürcher Stadtrat in der Abstimmungszeitung. Das Angebot gilt für Kinder ab dem zweiten Kindergartenjahr, solange sie die Volksschule besuchen – und sofern ihre Eltern sie nicht von der Tagesschule abmelden. Zum Tagesschulangebot zählen unter anderem auch betreute Aufgabenstunden.

Was kostet das?

Mit der flächendeckenden Einführung von Tagesschulen in Zürich wären einmalige Kosten von 174 Millionen Franken verbunden. Die jährlichen Betriebskosten variieren: Mit der Gemeinderatsvorlage wären es 126 Millionen Franken; mit der Stadtratsvorlage 75 Millionen.

Ein Grund für die Unterschiede: Bei der Gemeinderatsvorlage müssten Eltern für das Mittagessen und die Mittagsbetreuung ihrer Kinder 6 Franken bezahlen, bei jener des Stadtrats 9 Franken. Beide Varianten ermöglichen je nach Elterneinkommen Reduktionen auf 4,50 Franken, die Gemeinderatsversion gar auf 0 Franken.

Wie unterscheiden sich die zwei Varianten sonst noch?

Die Stadtratsvorlage sieht die Möglichkeit, Kinder von der Mittagsbetreuung in der Tagesschule abzumelden, jeweils pauschal fürs ganze Schuljahr vor. Sie überlässt die genaue Regelung aber den jeweiligen Schulpflegen. Die Gemeinderatsvorlage lässt Abmeldungen semesterweise und auch für einzelne Tage zu. Zudem ist gemäss Stadtratsvorlage Gratis-Betreuung jeweils bis 15.30 Uhr garantiert; gemäss Gemeinderatsvorlage bis 16 Uhr – mit Auffangzeit ab 8 Uhr bis Unterrichtsbeginn.

Und: Gemäss Stadtratsvorlage dauert die betreute Mittagszeit 80 bis 90 Minuten, gemäss Gemeinderatsvorlage sind es 80 bis 100 Minuten, festzulegen durch die jeweilige Kreisschulbehörde. Die Gemeinderatsvorlage sieht pro Kind städtische Beiträge von 28 Franken vor, jenes des Stadtrats peilt 25 Franken an.

Wer profitiert davon?

Zum einen sollen die Tagesschulen Eltern helfen, Beruf und Familie besser zu vereinbaren. Dies sei auch volkswirtschaftlich sinnvoll, hält der Stadtrat fest. Zum anderen sollen die Kinder davon profitieren: Die Betreuung möglichst aller über Mittag in der Schule fördere die Chancengerechtigkeit und soziale Durchmischung, so die Grundidee. Allerdings würde letzteres Ziel mit der Gemeinderatsvorlage nach Ansicht des Stadtrats durch die vermehrten Abmeldemöglichkeiten eingeschränkt.

Wer ist wofür – und wer ganz dagegen?

SP, Grüne, AL, GLP und EVP wollen die Gemeinderatsvorlage. FDP und Mitte befürworten die kostengünstigere Stadtratsvorlage. Die SVP lehnt eigentlich beides ab: Sie befürchtet «überbordende Kosten» und, dass Eltern ins System Tagesschule gezwungen werden, wie sie in ihrer Stellungnahme schreibt. Das bereits bestehende Betreuungsangebot genüge. Bei der Stichfrage zieht die SVP die Stadtrats- der Gemeinderatsvorlage vor.

Wie weit sind Tagesschulen in Zürich schon eingeführt?

Als Pilotversuch hat die Stadt Zürich in den letzten Jahren schrittweise vielerorts bereits Tagesschulen eingeführt. Bis Ende dieses Jahres sollen am Pilotprojekt 30 Schulen beteiligt sein.

Wie sieht der weitere Zeitplan aus?

Bei einem Ja soll von 2023 bis 2030 die flächendeckende Einführung der Tagesschulen an den Stadtzürcher Volksschulen stattfinden.

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