Miller’s Studio
Nach der Schlieremer Senioren-WG: Wohnen im Alter wird zum Bühnenstoff

Ein neues Bühnenstück von Patrick Frey und Katja Früh thematisiert Wohnformen im Alter.

Daniel Diriwächter
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Die Komödie «Grundriss der Hoffnung» ist beschwingt und humorvoll, trifft aber auch den Nerv der Zeit. ZVG

Die Komödie «Grundriss der Hoffnung» ist beschwingt und humorvoll, trifft aber auch den Nerv der Zeit. ZVG

Dani Diriwaechter

Da sitzen sie nun, vier Personen um die 60, die sich noch nicht zum alten Eisen zählen, aber in weiser Voraussicht eine Alters-WG gründen wollen. Die Bewohner in spe könnten unterschiedlicher nicht sein: die tierliebende Heilpädagogin, der grünliberale Politiker, der wortgewandte Klangkünstler und die gut situierte Kulturmanagerin – Charaktere, wie sie nur das Leben schreiben kann. Sie alle wollen nichts weiter, als den perfekten Herbst des Lebens erleben.

Damit das Unterfangen gelingt, lässt sich die Gruppe von zwei jungen Profis beraten. Also wird eine mögliche Liegenschaft in Schlieren per Powerpoint statt Fotoalbum dargeboten – angesagt ist eine Vorstellungsrunde statt Kaffeekränzchen. Diese Theaterszene markiert den Beginn vieler Sitzungen, die einen Grundriss der Hoffnung zu kreieren wagen, der sämtliche Bedürfnisse der Teilnehmenden stillen soll.

Schlieren ist «angesagt»

Die beschwingte Komödie «Grundriss der Hoffnung» aus der Feder von Katja Früh und Patrick Frey, die heute im Zürcher Theater Miller’s Studio ihre Uraufführung erlebt, trifft neben den Lachmuskeln auch den Nerv der Zeit. Als die Limmattaler Zeitung im August eine waschechte Senioren-WG in Schlieren porträtierte, schlug der Artikel hohe Wellen. Die acht Personen avancierten zu Lokalberühmtheiten und inspirierten mit ihrem Alterssitz viele Leserinnen und Leser. Der Einzug in eine herkömmliche Seniorenresidenz scheint nicht mehr sakrosankt und neue Formen des Wohnens im Alter sind gefragt.

Gewisse Ähnlichkeiten mit dem Stück sind aber rein zufällig: «Wir wählten Schlieren aus, weil das industrielle Ambiente derzeit völlig angesagt ist», sagt Patrick Frey. Zudem begann die Planung für die Komödie bereits vor einem Jahr. Die Grundidee selbst war aber schon länger vorhanden. Ursprünglich sollte der «Grundriss der Hoffnung» Platz für eine Promi-Alters-WG bieten, in welcher bekannte Persönlichkeiten sich selbst darstellen – mit allen Marotten, die das Älterwerden mit sich bringt. Um solche Situationskomik zu kreieren, benötige es allerdings keine Prominenz. «Je älter Menschen werden, desto schwieriger werden sie», so Frey.

Wortwitz und Gefechte

Für Barbara Ellenberger, Leiterin des Miller’s, bedeutet die Inszenierung des Stücks die Erfüllung eines lang gehegten Traums. Vor rund 20 Jahren sah sie das Stück «Trommeln über Mittag» der beiden Autoren und war vom Fleck weg hingerissen: «Es war so unfassbar lustig, dass ich an eine Wiederaufnahme im Miller’s dachte», erinnert sie sich. Bei den darauffolgenden Gesprächen setzte sich aber die Alters-WG durch.

Auch wenn der «Grundriss der Hoffnung» als Komödie daherkommt, wissen die Initianten des Stücks, dass das Wohnen im Alter und dessen Umsetzung ein durchaus ernstes Thema ist, das viele Menschen beschäftigt. Aber eine Komödie komme ohne Tragik nicht aus, so Ellenberger. Aus der Not entstehe oft grosser Humor. Also begeben sich die eingangs erwähnten Figuren mit viel Wortwitz in diverse Gefechte, um die Schlieremer Alters-WG zu planen.

Grundriss der Hoffnung

Komödie von Katja Früh und Patrick Frey

Mit Lisa Bärenbold, Patrick Frey, Charlotte Heinimann, Manuel Löwensberg, Siegmund Tischendorf und Tonia Maria Zindel

Premiere: 14. September im Miller’s

Weitere Daten unter www.millers-studio.ch