Uitikon
Ehemalige Synchronschwimmerin: «Die Olympiade hat mir Türen geöffnet»

Bei den Olympischen Spielen in Sydney im Jahr 2000 belegte Madeleine Perk mit ihrer Partnerin im Synchronschwimmen-Duett den 10. Rang. Heute ist sie nach wie vor mit dem Sport verbunden.

Franziska Schädel
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Madeleine Perk ist heute als Sportphysiologin tätig und trainiert junge Synchronschwimmerinnen. Franziska Schädel

Madeleine Perk ist heute als Sportphysiologin tätig und trainiert junge Synchronschwimmerinnen. Franziska Schädel

Snowboards und Helme künden von der nahen Wintersaison. Am Flachbildschirm wirbeln Skiakrobaten bei stiebendem Pulverschnee und stahlblauem Himmel durch die Luft. Madeleine Perk hat sich für das Interview das Radix ausgesucht, ein Sportgeschäft mit Bar an der Zürcher Europaallee. «Snowboarderin? Nein, das wäre gar kein Sport für mich gewesen. Dann eher Langlaufen oder Triathlon», sagt sie. Gekommen ist alles ganz anders. Perk, die ihre Kindheit und Jugend in Uitikon verbrachte, wurde erfolgreiche Synchronschwimmerin. Bei den Olympischen Spielen in Sydney im Jahr 2000 belegte sie mit ihrer Partnerin Belinda Schmid im Duett den 10. Rang. «Vieles ist dem Zufall geschuldet», sagt sie, «aber schwimmen, das war von Kindsbeinen an meine Passion.»

Serie: Was macht eigentlich?

In der neuen Serie sucht die Limmattaler Zeitung Menschen auf, die die Region bewegt haben, von denen man aber schon länger nichts mehr gehört hat. Die Serie erscheint in loser Folge.

Dem Sport ist Madeleine Perk nicht nur bei der Wahl ihres Stammlokals treu geblieben. Heute unterrichtet die Sportphysiologin als Lehrbeauftragte im Fachbereich Schwimmen und Fitness Studenten an der ETH, trainiert im Verein «Limmatnixen» den Nachwuchs der Synchronschwimmerinnen und leitet Gruppentrainings im akademischen Sportverband ASVZ. Daneben betreut sie Schülerinnen und Schüler der United School of Sports, einer Schule mit KV-Ausbildung für Athletinnen und Athleten. Dazu kommen ständige Weiterbildungen: Jugend- und Sportexpertin, Schwimminstruktorin, Aquafit, interne Weiterbildungen der ETH – kein Jahr vergeht bei Madeleine Perk, ohne dass sie sich neuen Aufgaben stellt. Momentan sei ihr das alles fast zu viel, sagt sie. Sie arbeite daran, eine bessere Balance zwischen Beruf und Freizeit zu finden. Die Zufriedenheit über ihren beruflichen Alltag spricht trotzdem aus ihren Worten. «Ich liebe den Kontakt zu Menschen, und den habe ich bei meinen derzeitigen Engagements über alle Altersklassen hinweg.» Für Hobbys bleibe aber kein Raum. «Mein Partner ist mein Hobby», sagt sie. «Beide haben wir unregelmässige Arbeitszeiten. Da ist es schon eine Herausforderung, gemeinsame Aktivitäten zu planen.»

Im Jahr 2000 nahm Madeleine Perk an den Olympischen Spielen in Sydney teil.

Im Jahr 2000 nahm Madeleine Perk an den Olympischen Spielen in Sydney teil.

ZVG

Das Wasser war schon immer ihr Element. Ihre ganze Freizeit habe sie als Kind im Hallenbad von Uitikon verbracht. Schon bald war aber klar, dass sie mehr wollte als nur Längen schwimmen. «Musik und Tanz haben mich fasziniert. Ich besuchte Ballettstunden und bald wusste ich, dass ich Synchronschwimmerin werden wollte.» Diese Sportart – sie wurde kürzlich umbenannt in «Artistic Swimming» – stelle in unterschiedlichen Bereichen hohe Anforderungen. Es brauche neben der Kondition auch Talent im Schwimmen, beim Tanz, in der Akrobatik, beim Wasserspringen und schliesslich komme auch der künstlerische Aspekt dazu. «Bei hoher Leistung unter Wasser die Luft anhalten – das ist ein zusätzlicher Faktor, der nicht zu unterschätzen ist.» Rückblickend, sagt Perk, würde sie der Regeneration mehr Beachtung schenken.

Auftritte in Las Vegas

Madeleine Perk liebt Herausforderungen. Die Lust auf Neues führte die Sportlerin, die als Jugendliche Goldschmiedin werden wollte, 2002 nach Las Vegas, wo sie sieben Jahre für den Cirque du Soleil in einer Wassershow mittanzte. «Das war ein Traumjob. Ich konnte tun, was mir schon immer Spass gemacht hat und verdiente dabei auch noch Geld.» Sie erinnert sich gerne an diese Zeit, an den Applaus, auch an das Leben hinter den Kulissen. «Wir waren 80 Artistinnen und Artisten aus aller Welt. Ich musste mich auf andere Kulturen, andere Länder einstellen und das war nicht immer einfach. Es braucht Toleranz und Respekt, damit das Zusammenleben funktioniert.»

Um ihr berufliches Fortkommen zu sichern, absolvierte Perk in Las Vegas einen Bachelor in Sport und Bewegungswissenschaften, dem sie nach ihrer Rückkehr in die Schweiz einen Master in Sportphysiologie an der ETH anfügte. «Ich wollte nie für immer in den USA bleiben.» Verletzungen haben sie nach sieben Jahren dazu bewogen, in die Schweiz zurückzukehren. «Das Leben hier ist schon anders», sagt Perk. «Vor allem geniesse ich die Mobilität. In den USA ist man nur mit dem Auto unterwegs. Hier habe ich mein Velo, kann den öffentlichen Verkehr nutzen – das ist für mich Freiheit.»

Rückblickend würde Madeleine Perk sich wieder für Leistungssport entscheiden. «Die Teilnahme an den Olympischen Spielen hat mir viele Türen geöffnet.» Heute versucht sie, den Nachwuchs zu motivieren. «Zu wenige entscheiden sich für das Synchronschwimmen», sagt Perk und fügt an: «Es sind immer weniger junge Leute bereit, so viel Aufwand zu betreiben für eine Sportart, die leider nur wenig Anerkennung findet.»