Seit der Inbetriebnahme der Limmattalbahn stehen die zu knapp bemessene Umsteigezeiten in der Kritik. So reagieren die Verantwortlichen.
Die Limmattalbahn fährt nun seit rund sechs Wochen – auch durch Spreitenbach. Sie soll für eine bessere Verbindung Richtung Zürich sorgen. Alle 15 Minuten fährt eine Bahn vom Bahnhof Killwangen-Spreitenbach bis nach Zürich Altstetten. Angefahren wird auch der Bahnhof Dietikon, wo viele Leute umsteigen. Doch was der Bevölkerung eigentlich als Erleichterung hätte dienen sollen, sorgt für Ärger, wie ein Leser gegenüber «ArgoviaToday» berichtet. Auch auf Social Media wird kontrovers diskutiert.
Grund für die Aufregung ist, dass man zwischen der Haltestelle Bahnhof Dietikon und dem Zug Richtung Zürich lediglich eine Umsteigezeit von knapp vier Minuten hat. Zu eng bemessen für die Zugfahrenden, jedoch machbar laut Statistik, wie Michael Briner, Sprecher von Aargau Verkehr (AVA), sagt:
«Für den Bahnhof Dietikon ist eine Mindestumsteigezeit von drei Minuten definiert worden. Der aktuelle fahrplanmässige Anschluss von vier Minuten liegt folglich darüber. Im Regelfall, also bei einer pünktlichen Ankunft der Linie 20, kann der Anschluss mühelos erreicht werden.»
Briner gesteht jedoch ein: «Bei einer verspäteten Ankunft der Limmattalbahn ab zwei Minuten wird es allerdings sehr knapp.» In den vergangenen zwei Wochen sei das bei allen Fahrten in den Morgenstunden in lediglich vier Fällen eingetreten. Somit sei es in 94 Prozent der Fälle zu keinen Verspätungen gekommen.
Weiter sind laut Briner Rollstuhlfahrende sowie Personen mit Kinderwagen nicht in der Statistik miteinbezogen. Er sagt: «Die erwähnte Mindestumsteigezeit berücksichtigt diese Faktoren nicht. Reisenden mit Kinderwagen oder mit eingeschränkter Mobilität empfehlen wir, die Umsteigezeit im Online-Fahrplan anzupassen und damit eine möglichst angenehme Verbindung zu wählen.»
Vor der Limmattalbahn fuhr der Bus 303 an den Bahnhof Dietikon und deckte einen grossen Teil Spreitenbachs ab. Diese direkte Verbindung ist mit der Einführung der Limmattalbahn jedoch weggefallen. Stattdessen hat der Kanton Aargau in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Spreitenbach einen Ortsbus eingeführt. Dieser befährt zwar neben den vorherigen Haltestellen der Buslinie 303 vier weitere Haltestellen, jedoch muss man nun ein weiteres Mal umsteigen – was die Fahrt nicht angenehmer gestaltet.
Hinzu kommt, dass auch die Umsteigezeit vom Ortsbus ins Tram lediglich zwei Minuten beträgt. Simone Britschgi, Mediensprecherin des Departements Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau, sagt: «Die Haltestelle der Ortsbus-Linie 13 ist auf demselben Perron wie die der Tramlinie 20 Richtung Killwangen. Für die Gegenrichtung Richtung Dietikon müssen die beiden Gleise überschritten werden.» Der Umstieg vom Ortsbus auf die Limmattalbahn und umgekehrt ist bei der Haltestelle Kreuzäcker möglich. Betrieben wird der Ortsbus von den Regionalen Verkehrsbetrieben Baden-Wettingen (RVBW).
Zeitlich ist der Umstieg beim Kreuzäcker laut Britschgi möglich. Auch für Rollstuhlfahrende und Personen mit Kinderwagen: «Es handelt sich in beiden Fällen um einen niveaugleichen Umstieg, der sowohl mit Rollstuhl als auch mit Kinderwagen in zwei Minuten möglich sein sollte.» Weiter sagt Brischgi, dass in den ersten Betriebswochen die Busse die Anschlüsse der Limmattalbahn irrtümlicherweise nicht abgewartet hätten, seit Jahresbeginn würden die Anschlüsse aber ohne Probleme klappen.
Während die AVA bestätigt, dass bereits einige Reklamationen aufgrund der verkürzten Umsteigezeiten eingegangen seien, hat man beim Kanton Aargau bislang keine Kenntnisse von Beschwerden.
Bei einem neuen Fahrplan mit einem neuen Verkehrsmittel in einer neuen Umgebung müsse sich das ganze System mit den anderen Verkehrsteilnehmenden erst einmal einspielen. Jedoch konnten in den vergangenen Wochen «wichtige Optimierungen» vorgenommen werden, wie Briner weiter ausführt.
«Wir gehen daher davon aus, dass sich die Pünktlichkeit der Limmattalbahn weiter verbessern und dadurch die angesprochenen Anschlussverbindungen ebenfalls noch angenehmer werden.»
Weiter soll in Zukunft in den Hauptverkehrszeiten ein 7,5-Minuten-Takt eingeführt werden, um grosszügige Übergangszeiten zu ermöglichen. «Allerdings hätte das längere Reisezeiten über die gesamte Reisekette zur Folge. Dazu notwendig wären eine entsprechende Angebotsnachfrage durch die Kantone und die Beschaffung zusätzlicher Stadtbahnen», bemerkt Briner.
«Es ist verständlich, dass viele Fahrgäste ihr gewohntes Verhalten anpassen und sich an die neuen Verbindungen gewöhnen müssen», fügt Briner an. Seine Empfehlung: «In wichtigen Fällen sollte man mehr Reise- und Übergangszeit einplanen.» Dies könne in den meisten Online-Fahrplänen indivi-duell angepasst werden. (chm)