Nachlese
Nicht nur Bäume fielen um: Was 2017 in und um Zürich zu reden gab

Im Jahr 2017 gaben in und um Zürich verschieden Themen immer wieder zu reden. Ob umgestürzte Bäume, dubiose Entsorgungsführung oder Ärger um Flugbewegungen: Hier erhalten Sie eine Übersicht.

Matthias Scharrer
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Freie Sicht auf den Zürichsee: Aus Sicherheitsgründen wurden alle erkrankten Bäume an der Promenade zwischen Bürkliplatz und Arboretum entfernt.

Freie Sicht auf den Zürichsee: Aus Sicherheitsgründen wurden alle erkrankten Bäume an der Promenade zwischen Bürkliplatz und Arboretum entfernt.

KEYSTONE

Ein Sturm liess Mitte Februar Bäume an Zürichs Seepromenade umstürzen. Aufgrund der Gefahr für Passanten untersuchten die Verantwortlichen von Grün Stadt Zürich die Sache genauer. Resultat: Nicht nur ein paar, sondern sehr viele Bäume zwischen Bürkliplatz und Arboretum waren von einem Pilzbefall geschwächt. Immer mehr Bäume mussten Zürichs Gärtner an schönster Lage mit Baggern ausreissen. Bis November waren dann aus Sicherheitsgründen alle 64 Bäume entfernt.

Experten gehen davon aus, dass nicht nur Pilze, sondern auch Bodenverdichtung durch die intensive Nutzung des Areals den Bäumen schadete. An der 26. Street Parade im Sommer trampelten zum Beispiel 900'000 Menschen hier herum, begleitet von Lastwagen. Neue Bäume sollen 2018 gepflanzt werden, geschützt durch betongefasste Baumscheiben. Der Dichtestress ist 2017 bis ins Erdreich vorgedrungen.

Dichtes Hochschulquartier

Um Dichte geht es auch bei der geplanten Erneuerung des Zürcher Hochschulquartiers. Hierfür wurden im nun endenden Jahr politische Weichen gestellt: Der Kantonsrat legte den Richtplan fest. Im Vergleich zu den ersten Plänen im Jahr 2005 ist der Bedarf an Geschossfläche für die Hochschulen und das Unispital verdoppelt worden. Das Parlament lässt nun 320'000 Quadratmeter zu und legt die maximale Gebäudehöhe auf 57 Meter fest.

 Verdichtungsstress: Anwohner rekurrieren gegen die Pläne fürs neue Hochschulquartier.

Verdichtungsstress: Anwohner rekurrieren gegen die Pläne fürs neue Hochschulquartier.

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Die Linke kritisiert, dass es keinen Volksentscheid über die Gestaltungspläne für das Milliardenprojekt gibt. Als diese im Herbst öffentlich aufliegen, rekurrieren Anwohner, die sich im Verein «Zukunft Hochschulgebiet Zürich» zusammengeschlossen haben. Sie wollen höchstens 25 Meter hohe Häuser – und möglichst freie Sicht auf den Zürichsee.

Dubiose ERZ-Führung

Apropos Dichte: Die Anzeichen, dass bei Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ) einiges faul ist, verdichten sich 2017. Der langjährige ERZ-Chef Urs Pauli wird von Stadtrat Filippo Leutenegger (FDP) zunächst freigestellt, dann fristlos entlassen. Ein teurer Dienstwagen, eine schwarze Kasse und diverse über viele Jahre unsauber dokumentierte Geschäfte von ERZ wurden ihm zum Verhängnis.

 Entlassen: ERZ-Chef Urs Pauli.

Entlassen: ERZ-Chef Urs Pauli.

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Kritik ruft auch die freihändige Vergabe von Aufträgen und die Kostenüberschreitung in Höhe von rund 15 Millionen Franken beim Bau des Logistikzentrums Hagenholz hervor. Der Gemeinderat setzt eine parlamentarische Untersuchungskommission ein, um dem Geschäftsgebaren bei ERZ während Paulis Amtszeit auf den Grund zu gehen.

Dicke Luft um den Flugplatz

Dicke Luft herrscht derweil rund um den Flugplatz Dübendorf. Die Pläne des Bundes, hier vermehrt Business-Fliegerei zuzulassen, um den Flughafen Zürich zu entlasten, stossen bei den Anrainern auf Kritik. Am 12. Januar legen die Standortgemeinden Dübendorf, Volketswil und Wangen-Brüttisellen ein eigenes Konzept für den Flugplatz Dübendorf vor, mit weniger Flugbewegungen.

 Umstritten: Soll der Flugplatz Dübendorf den Flughafen Zürich entlasten?

Umstritten: Soll der Flugplatz Dübendorf den Flughafen Zürich entlasten?

Matthias Scharrer

Bei der Abstimmung im November findet es bei den Stimmberechtigten der drei Gemeinden klare Mehrheiten. Doch der Bund will nicht darauf eingehen, wie er schon im Frühjahr mitgeteilt hatte: Er lehnt die Forderung nach weniger Flugbewegungen ab und hält an seinem Konzept fest, wonach der Flughafen Zürich durch den Flugplatz Dübendorf punkto Businessjets zu entlasten sei.

Imam verurteilt

Keine Entlastung gibt es für den ersten Angeklagten aus dem Umfeld der umstrittenen Winterthurer An’Nur-Moschee: Ein Hilfs-Imam aus Äthiopien wird am 24. November zu 18 Monaten bedingter Freiheitsstrafe und zehn Jahren Landesverweis verurteilt. Er soll zur Tötung von Muslimen aufgerufen haben. Auch diese Geschichte zog sich schon länger hin: Der 25-Jährige war im Herbst 2016 verhaftet worden.

 Verurteilt: Ein Imam rief in der An’Nur-Mosche zur Tötung von Muslimen auf.  

Verurteilt: Ein Imam rief in der An’Nur-Mosche zur Tötung von Muslimen auf.  

KEYSTONE

Im Februar dieses Jahres doppelte die Staatsanwaltschaft nach und liess zehn Personen aus dem Umfeld der umstrittenen Moschee verhaften, darunter auch den Präsidenten des Moscheevereins und einen libyschen Prediger. Die Verhafteten stehen unter Verdacht, Glaubensbrüder geschlagen, misshandelt und mit dem Tod bedroht zu haben. Mitte 2017 musste die Moschee schliessen, angeblich, weil der Mietvertrag ausgelaufen war.

Abgang der alten Garde

Die Zürcher Politszene erlebte im Jahr 2017 Rücktrittsankündigungen mehrerer markanter Köpfe. Mit Andres Türler, Gerold Lauber, Niklaus Scherr und Lilo Lätzsch stellen sich vier langjährige Rats- oder Verbandsmitglieder nicht mehr zur Wahl.

 Andres Türler (FDP), aktuell dienstältester Zürcher Stadtrat, gab bekannt, dass er bei den Wahlen 2018 nicht mehr antritt. Der 60-Jährige gehört dem Stadtrat seit 2002 an. Zürichs oberster Trämler konnte im Dezember noch die neue Tramlinie über die Hardbrücke eröffnen.
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 Gerold Lauber (CVP, 60), seit 2006 Zürcher Stadtrat, tritt 2018 auch nicht mehr an. Der Vorsteher des Schul- und Sportdepartements machte sich mit der Einführung von Tagesschulen einen Namen.
 Niklaus Scherr (73), AL-Mitgründer und dienstältester Zürcher Gemeinderat, ist aus dem Stadtparlament zurückgetreten. Er gehörte ihm seit 1978 an.
 Lilo Lätzsch (65) hat das Präsidium des Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverbands abgegeben. Kurz zuvor wurde die ZLV-Initiative für nur noch eine Fremdsprache an der Primarschule vom Volk abgelehnt. Lätzsch stand dem ZLV zehn Jahre lang vor.

Andres Türler (FDP), aktuell dienstältester Zürcher Stadtrat, gab bekannt, dass er bei den Wahlen 2018 nicht mehr antritt. Der 60-Jährige gehört dem Stadtrat seit 2002 an. Zürichs oberster Trämler konnte im Dezember noch die neue Tramlinie über die Hardbrücke eröffnen.

Emanuel Per Freudiger