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Leben
Ein Kameraschwenk ins Dekolleté hier, ein flapsiger Frauenspruch da – in den 60er- und 70er-Jahren war Sexismus allgegenwärtig. Ein Streifzug durchs SRF-Archiv.
In regelmässigen Abständen veröffentlicht das Schweizer Fernsehen Beiträge aus ihrem Archiv auf Youtube. Diese Zeitdokumente anzusehen, ist ein Riesenspass.
Neulich stiess ich auf einen Beitrag des «Kassensturz» aus dem Jahr 1979, der die sexistische Werbung eines Hemdenherstellers auf die Schippe nimmt.
Internationaler Weltfrauentag: Frauen kämpfen auf der Strasse für ihre Rechte:
Bereits damals Frauenbilder in der Werbung zu hinterfragen, gereicht dem Schweizer Fernsehen zur Ehre – auch wenn es diesbezüglich vor der eigenen Tür genügend zu kehren gegeben hätte: Zahlreiche Beiträgen aus den 1960er- und 1970er-Jahren, die heute im Archiv zugänglich sind, zeichnen sich durch üblen Sexismus aus. Sehen Sie selbst:
Reporter: «Warum kommen die Leute zu Ihnen schiessen?»
Frau: «Wahrscheinlich wegen dem Schiessen.»
Reporter: «Oder auch wegen Ihnen?»
Frau: «Nein, das glaube ich weniger.»
«Auf dem Markt in Accra [Ghana] sind sie es, die umschwärmt werden. Die Vielfalt der fremden Eindrücke ist überwältigend. Air Hostessen sehen und erleben mehr, als sie psychisch verarbeiten können. Der Beruf verleitet zur Oberflächlichkeit.»
«Dieser Beruf müsste eigentlich für alle Damen begehrenswert sein: Man magert ab.»
«Fussball ist doch ein harter Sport, eigentlich. Wie verkraftet ihr das, ihr Mädchen?»
«Sie haben Musse, die einheimischen Sehenswürdigkeiten zu entdecken [Kameraschwenk ins Dekolleté einer Frau].»
Besondere Komplexe seitens der stets männlichen Reporter offenbaren sich beim Thema Automobil:
«Die Kette wird nun beidseitig hochgezogen und über den Pneu ausgebreitet. Auch da wieder alles mit der Ruhe. Dann bereitet die Prozedur selbst Damen keine Schwierigkeit. Immerhin, ein Paar Plastikhandschuhe schonen zarte und andere Hände.»
«Sie haben es gehört, meine Damen und Herren – speziell aber Sie meine Damen und Interessentinnen: Es wird sehr viel verlangt in technischer Hinsicht aber auch in pädagogischer Hinsicht. Und darum, bevor Sie Fahrlehrerin werden wollen, überlegen Sie es sich zweimal.»
«Man kann bekanntlich putzen UND putzen, meine Damen. ‹Und was liegt der Schweizer Frau näher als das Putzen›, sagt der Kursleiter, und alle sind sich einig: Gut gebrüllt, Löwe!»