Zu Hause in der Natur: So holen wir uns den Wald ins eigene Heim

Der Wald ist ein Sehnsuchtsort – besonders in Zeiten wie diesen. Kein Wunder, ruft dies die Kosmetikindustrie und Wohndesigner auf den Plan. Wir haben die schönsten Accessoires und Beautygadgets für das Waldbaden daheim herausgepickt.

Silvia Schaub
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Eine Tapete mit Waldmotiven lässt den Betrachter sofort in ein wohliges Gefühl eintauchen.

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Shutterstock

Wer in diesen Herbsttagen durch den Wald streift und tief einatmet, hat sie verinnerlicht: die Moleküle zum Entspannen. Es riecht nach Moos, Tannennadeln, Harz, Laub, Erde. Ein Bouquet an Düften präsentiert sich da. Herrlich! Sogleich fühlt man sich leichter, entspannter, ja glückselig.

Dieses Empfinden geistert seit ein paar Jahren in unserer Gesellschaft als Waldbaden oder Shinrin-Yoku herum, wie es die Japaner nennen. Sie waren es auch, die die positive Wirkung von regelmässigen Aufenthalten im Wald mit Studien belegten – und populär machten. Seit Anfang der 1980er-Jahre gilt in Japan das Eintauchen in die Waldatmosphäre sogar als anerkannte Heilmethode. Denn Terpene – Moleküle, die von den Bäumen abgesondert werden – sollen unser Immunsystem beeinflussen, Abwehrkräfte gegen Krankheiten aufbauen, Puls und Blutdruck senken und den Stressabbau fördern.

Ein Hauch Skandinavien: Duftkerze Skog Forest von Skandinavisk. 24.90 Fr.

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Globus

Wie wohltuend ein Gang in die Natur sein kann, haben wir in diesem ungewöhnlichen Jahr persönlich erlebt. Das bestätigt auch eine soeben erschienene Studie von Weleda, der Baselbieter Herstellerin von Naturkosmetik und Arzneimitteln. 95 Prozent der befragten Schweizerinnen und Schweizern fühlen sich in der Natur glücklich und 73 Prozent finden hier zu sich, können abschalten und entspannen.

Mystisch: Kissen mit Leinenbezug. Von Qvood, circa 8 Franken.

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Kosmetikindustrie und Designer springen auf den Trend auf

Laut dem Evolutionsbiologen Edward O. Wilson sind wir sogar genetisch dazu bestimmt, die Natur zu lieben. Wir suchen Waldgebiete für alle möglichen Aktivitäten auf – zum Joggen, Walken, Pilze oder Beeren sammeln. Und wenn ein Thema so viel Anklang findet, lässt sich da noch mehr herausholen. Deshalb kommt nun der Wald zu uns nach Hause in die eigenen vier Wände.

Lichtblick: der Regenschirm Forest von Happysweeds. 76 Fr.

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Das bedeutet nicht, dass wir unsere Wohnung mit echten Bäumen vollstopfen. Vielmehr springen Parfumeure, Kosmetikfirmen und Designer von Wohnaccessoires auf den Trend auf und beglücken uns mit einer Flut von Produkten, die dem Gehölz huldigen. Parfumeure wie Jo Malone setzen auf Duftkerzen, die nach Pinien und Eukalyptus riechen, das österreichische Label Looops setzt auf Arvennadeln und Wacholderzweige. Mit Kneipp kann man in der Badewanne einen nach Kiefer und Tanne riechenden Waldspaziergang unternehmen oder mit Weleda im Edeltannen- Duft abtauchen. Doch nicht nur olfaktorisch, sondern auch optisch kann die Wohnung in einen Wald verwandelt werden: mit Kissen, Tapeten, Duschvorhängen oder Postern mit Baummotiven. Bei betterwalls.ch hat man die Wahl zwischen Nebelwald, Forstwald, Tannenwald, Birkenwald, Feenwald und über 100 weiteren Sujets.

Kraft tanken: Edeltannen-Erholungsbad von Weleda. Ca. 12 Fr.

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in Apotheken

Offensichtlich entspricht diese Kommerzialisierung des «Forest Bathing» einem grossen Bedürfnis. Klar, allein schon die Farbe Grün wirkt auf die menschliche Psyche entspannend, beruhigend und erfrischend. Wir verknüpfen mit der Farbe Natur, Gesundheit – und Hoffnung. Das passt ganz gut in unsere Zeit.

Aromen von Kiefer: Duftkerze Forbidden Forest von Village Candle. 31 Fr.

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notino.ch

Trotzdem: Wollen wir das überhaupt? Schliesslich fehlt bei den Wald-Ersatzprodukten doch einiges: Das Rauschen der Blätter etwa und das Zwitschern der Vögel, wenn man inmitten der Bäume steht, das Knacken der Äste oder das Spüren des weichen Bodens unter den Füssen. Solange uns der Waldspaziergang noch nicht verboten ist, werden wohl viele weiterhin aufs Original setzen. Für zwischendurch aber kann es auch mal die Kopie sein. Manchmal ist es eben bequemer, eine Tannenduftkerze anzuzünden, statt an einem kalten, nassen Tag den Weg in den Wald zu nehmen.