Kaum ein bewusst einkaufender Konsument möchte willentlich die Gewässer mit Mikroplastik verschmutzen. Doch fast jeder tut es trotzdem. Denn viele Kosmetikprodukte enthalten diese Kleinst-Plastikteile.
Die Umweltverschmutzung durch Plastik ist derzeit in aller Munde - und das Ausmass erschreckt. Nicht nur sichtbarer Plastik, sondern auch mikroskopisch kleine Plastikteilchen überschwemmen unsere Seen und Meere. Die Teilchen mit Namen wie etwa «Acrylates Copolymer», «Polyethylen» oder «Nylon-12» gelangen unter anderem über unsere Waschbecken in den Nahrungskreislauf, werden nie mehr abgebaut und können laut Experten für Entzündungen und Allergien beim Menschen verantwortlich sein. Die Plastikbestandteile werden als Filmbildner, Verdicker oder als Stoff, der Sonnencrèmes beim Baden auf der Haut behalten soll, eingesetzt. Plastik ist billig in der Herstellung und gelangt beim Auftragen nicht in den menschlichen Körper.
Seit 2014 haben sich Kosmetikhersteller in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland selber verpflichtet, auf Mikroplastik in ihren Produkten als Binde- oder Schleifmitte zu verzichten. Nach eigenen Angaben haben sie diese Inhaltsstoffe bereits zu 80 Prozent ausgetauscht. Doch noch immer gibt es in vielen Duschmitteln oder Hautcrèmen Mikroplastik, wie beispielsweise Silikon in Shampoos.
In Deutschland wurden trotz der freiwilligen Verzichtserklärung noch in über 640 kosmetischen Produkten Mikroplastik gefunden, auch in Pflegeprodukten für Babys und Kinder. Bei nur einer Dusche gelangen 100’000 dieser Teilchen ins Abwasser. Laut Studien in Grossbritannien sind dort Kosmetikprodukte aus dem Badezimmer für vier Prozent der Plastikverschmutzung des Meeres verantwortlich.
Mit der App CodeCheck lässt sich noch vor dem Kauf durch Scannen des Strichcodes eine Aufstellung aller Inhaltsstoffe abrufen. Zudem erhält man eine Beurteilung über die Bedenklichkeit der Inhaltsstoffe.
Beat the Microbead (Schlag die Microperlen) erkennt über den Strichcode Produkte, in denen Mikroplastikpartikel enthalten sind, und knüpft an eine weltweite «Zero Plastic Inside»-Kampagne an.
Seit Juli 2017 ist in den USA die Verwendung von Mikrokunststoffen in der Kosmetikproduktion verboten. Neben Kanada und Neuseeland ist Grossbritannien der erste europäische Gesetzgeber, der Mikroplastik in Duschgels und Zahnpasta verbietet. Ab dem 1. Juli gilt auch in Schweden ein Verkaufsverbot, Händler dürfen ihre bis zu diesem Zeitpunkt erworbenen Waren allerdings bis zum 1. Januar 2019 weiterverkaufen.
In der Schweiz und der EU setzen die Kosmetikhersteller im Moment noch auf einen freiwilligen Verzicht auf Mikroplastik in Duschgels, Lippenstiften oder Peeling-Crèmen. Umweltschützer und Politiker fordern aber seit längerem ein Verbot von polymeren Kunststoffen in fester und in flüssiger Form in Kosmetika. Eine Motion des Grünen Balthasar Glättli für das Verbot von Mikroplastik in der Schweiz wurde am 13. Juni 2017 im Nationalrat mit 62 zu 119 Stimmen und drei Enthaltungen abgelehnt. Bis 2020 sollen Rinse Offs ganz verschwunden sein, sagt Bernard Cloëtta, Geschäftsführer des Schweizerischen Kosmetik- und Waschmittelverbandes, gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Man sei auf gutem Weg: Schon in 82 Prozent der Produkte seien die Plastik-Teilchen durch umweltfreundlichere Stoffe ersetzt worden. (chs)