Andere Gegenden, andere Wörter – wie sagt man wo fürs Gleiche?

Das Schweizer «Kaff» wird anderswo «Pusemuckel» genannt. Oder «Hinterpfuiteufel». Die Sprachvielfalt im Deutschen ist riesengross. Dazu unser Dutzend gut ausgesuchter Beispiele.

Hans Graber (Text), Selina Buess (Illustration)
Drucken

Was für Schweizer die Tomate ist, ist für Österreicher der Paradeiser. Unser Abwart ist in Deutschland der Hausmeister. Andere Gegenden – andere Wörter, ­obwohl doch alle deutsch sprechen.
Allein das Schweizerdeutsch umfasst eine Vielzahl von Dialekten, die oft nur lokal gesprochen werden. 120 vielfältige Beispiele sind im «Kleinen Sprachatlas der deutschen Schweiz» aufgeführt.

«Dialäkt Äpp»

Witzig auch die «Dialäkt Äpp», gratis downloadbar für Smartphones: Anhand von 16 vorgegebenen Begriffen, die man so ins Mikrofon spricht, wie einem der Schnabel gewachsen ist, wird man jener Region zugeordnet, aus der man stammt.

Es stimmt nicht immer, aber die Treffergenauigkeit ist erstaunlich.

Beschränkt man sich nicht aufs Schweizerdeutsche, sondern öffnet das Feld in den ganzen deutschen Sprachraum, wird die Vielfalt buchstäblich grenzenlos. Eine umfassende Sammlung bietet das knapp 1000 Seiten umfassende «Variantenwörterbuch des Deutschen» (Verlag De Gruyter; auch als E-Book erhältlich). Ihm beziehungsweise einer von der Universität Augsburg mit Karten aufbereiteten Auswahl (Link im Hinweis) sind auch die auf dieser Seite aufgelisteten Begriffe entnommen.

Mittags ist nicht überall zu gleicher Zeit

Massgebend dabei war in der Regel eine möglichst grosse Anzahl verschiedener Wörter für ein und dasselbe. Es gibt andererseits auch (hier nicht vertretene) Wörter, die überall gleich sind, aber etwas anders meinen. Ein Beispiel ist «mittags»: Je nach Region im deutschen Sprachraum bezeichnet man damit eine Zeit, die entweder maximal bis 12 Uhr dauert oder aber sich bis über­ 15 Uhr hinaus erstrecken kann.

Bostitch - «Boston Wire Stitcher»

Manchmal offenbaren sich Unterschiede auch erst im Plural eines Wortes. Die Mehrzahl von «der Morgen» ist allgemein «die Morgen» oder «die Vormittage», in der Schweiz sind es «die Mörgen», weit verbreitet in Deutschland sind noch «die Morgende»
Noch eine Besonderheit: Bei uns hat sich der Markenname Bostitch (ursprünglich «Boston Wire Stitcher») als Bezeichnung für alle ähnlichen Bürohefter durchgesetzt. Ein fast analoger Fall ist in Deutschland das «Weckglas», benannt nach seinem Patentinhaber Johann Carl Weck. Schon wieder etwas gelernt.

https://www.philhist.uni-augsburg.de/lehrstuehle/germanistik/sprachwissenschaft/ada/register/A/